Mittwoch, 4. Mai 2011

Capturing the Friedmans (2003, Dir: Andrew Jarecki)


Die 2003 für den Oscar nominierte Dokumentation setzt sich mit dem Fall Arnold Friedman auseinander: Der Schullehrer wurde im Jahr 1980 angeklagt, zusammen mit seinem Sohn Jesse mehrere Kinder in seinem Computer-Kurs sexuell missbraucht zu haben.
Der Film benötigt zwar einige Anlaufzeit, entpuppt sich dann aber als unglaublich gut recherchierte Doku über ein schreckliches Verbrechen und die damit verbundenen entstehenden Konflikte innerhalb der betroffenen Familie.
Herausragendes Merkmal dieser HBO-TV-Doku waren allerdings Schnitt und Dramaturgie. Die Filmemacher erlauben sich so gut wie keine Wertung, und bilden das Geschehene 1:1 so ab wie es geschah. Durch intelligent ausgewählte Interview-Partner, die sich je nach dem sowohl perfekt ergänzen, als auch kontrastieren, entsteht das verstörende Bild einer Familie, die ihren Zerfall selbst auf Video festhielt. Durch die dünne Beweislage und die sehr ausgereifte Alternation der Interviewpartner, ist es für den Zuschauer (beängstigender Weise) fast unmöglich sich nur auf eine Seite zu stellen.
HBO stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass auch Fernsehproduktionen nicht immer lieblos dahin geschmiert sind. In diesem Film steckt viel viel Arbeit; sie hat sich gelohnt!

Text: andyewest88