Dienstag, 14. Juni 2011

Street of Crocodiles (1987, Timothy & Stephen Quay)


In Filmbesprechungen werden Superlative gerne im Übermass bemüht, nichts sagende Adjektive missbraucht als Textfüller, denen die Werke selbst daraufhin kaum noch gerecht werden können. Jedoch ist die erste Assoziation, die bei dem Gedanken an das Oeuvre der Brothers Quay hervorgerufen wird: "beispiellos". Die Filme gewähren einen Einblick in Paralleluniversen, albtraumhafte Dioramen die durch das Unterbewusstsein für uns zugänglich werden.
Im Falle vom Magnum Opus "Street of Crocodiles" wird durch menschliche Spucke in einem Kinetoskop eine Parabel auf das Polen zwischen zwei Weltkriegen in Gang gesetzt. Lose basierend auf dem gleichnamigen, ebenso avantgardistischen Buch des polnischen Schriftstellers Bruno Schulz konzentriert sich der Film weniger auf Narration als auf pure visuelle Suggestion. Die animierten Welten sind stets düster und grotesk, verfallen und bizarr und werden eingefangen von einer perfekt zirkelnden, ruhelosen Kamera.
Kunstfertige Tracking Shots und Perspektivenwechsel, die geschickte Manipulation von Raum und Zeit innerhalb dieser unvergleichlichen Symbiose aus Set- und Sounddesign führt immer wieder vor Auge wie meisterhaft das Verständnis des Mediums Film bei den Regisseuren ausgeprägt ist. Nicht umsonst zählen die Arbeiten der Brothers Quay im Allgemeinen und "Street of Crocodiles" im Besonderen auch heute noch zu den bedeutendsten Beiträgen der Animationskunst und die Einflussnahme auf modernes Stop-Motion und CGI Kino ist unverkennbar.

Text: FredFuchs