Dienstag, 21. Juni 2011

Love Exposure (2008, Dir: Shion Sono)


Wow. Wow. Wow.
LOVE EXPOSURE (
Ai no mukidashi) ist außergewöhnlich, einzigartig, überlebensgroß, anarchistisch, gewaltig, episch, rührend, spannend, witzig, herzergreifend, romantisch, schockierend, mitreißend - also eigentlich die komplette Bandbreite an filmisch darstellbaren Emotionen. Was der japanische Ausnahmeregisseur Shion Sono ("Strange Circus") hier geschaffen hat, grenzt an filmischer Perfektion und kann nur ehrfurchtsvoll bewundert werden. 
Lange vor mir hergeschoben, werde ich die vergangenen vier japanischen Stunden niemals vergessen und möchte sie auch nicht missen lassen, denn dieser kurzweilige (!) Coming-Of-Age-KungFu-Punk-Eastern-Liebesfilm fesselt von der ersten Sekunde an und zu wirklich keiner der 237 außergewöhnlichen Minuten kommt Langeweile auf. Wieso das so ist? Zum einen macht die Ich-scheiß-auf-gängige-Erzähltechnik-Konventionen-Inszenierung einfach verdammt Spaß und zeigt Sonos Leidenschaft für das Medium Film eindrucksvoll. Das Drehbuch ist zu gleichen Teilen verrückt, mutig und genial und hätte wohl besser nicht verfilmt werden können. Die handwerkliche Umsetzung ist sensationell, Kamera und Schnitt fantastisch, die Splattereinlagen verdammt gelungen. Zum anderen sind die schauspielerischen Leistungen schlichtweg grandios. Das komplette Ensemble spielt großartig und (die meist schwierigen Rollen) überzeugend, herauszuheben sind hier jedoch ganz klar Takahiro Nishijima als Yu und natürlich Hikari Mitsushima als Yoko. Ich liebe sie. Ihre größte Szene, in der sie zu Beethovens siebter Sinfonie das "Hohelied der Liebe" aus den Korintherbriefen zitiert, ist unfassbar und zählt für mich zu den eindrucksvollsten Filmszenen aller Zeiten. Überhaupt wird Beethovens Siebte (mehrfach) so genial verwendet wie zuvor nur in IRREVERSIBEL.
LOVE EXPOSURE ist ganz ganz großes japanisches Kino und sollte nicht verpasst werden... 

Text: Le Samourai