Freitag, 18. Januar 2013

The Hobbit: An Unexpected Journey (2012, Dir: Peter Jackson)


Eins vorweg: Hier geht es um den Film an sich, und nicht um die ziemlich befremdliche und eigentlich total überflüssige 48fps-Spielerei. Aber für die kann der Film ja nichts. 
Peter Jackson hat eindrucksvoll geschafft, woran Kollege George Lucas 1999 relativ kläglich gescheitert ist: Einen in sich stimmigen, der "alten" Trilogie in nichts nachstehenden Auftakt der Prequel-Trilogie zu drehen. Neun Jahre sind vergangen, seit ich das letzte Mal mit leuchtenden Augen den Kinosaal verlassen habe, seit ich wie ein kleiner Junge komplett überwältigt von Jacksons fantastischer Welt anfangen wollte, elbisch zu lernen und Schwertkampf zu üben. Das schwierige Unterfangen, knapp zehn Jahre später an diesen ganz besonderen, magischen Mikrokosmos anzuknüpfen und die neue Trilogie homogen mit ihm zu verbinden, meistert Jackson absolut großartig und scheinbar mühelos. Schon bei den ersten Tönen von Howard Shores "Shire"-Theme fühlt man sich irgendwie zuhause und wundert sich, wie schnell die letzten neun Jahre scheinbar verstrichen sind. 
Nach einer langen - aber gemessen an der Trilogie-Gesamtlänge von 9 Stunden absolut legitimen - Exposition zieht Jackson alle Register seines Könnens und drückt einen mit seiner Bildgewalt ehrfurchtsvoll in den Kinosessel. Das wieder zum Leben erweckte Mittelerde sieht absolut fantastisch aus, Howard Shores Soundtrack knüpft nahtlos an die alte Trilogie an, die digitalen Effekte gestalten sich natürlich NOCH ausgereifter und eindrucksvoller und es ist eine wahre Freude, einen Großteil des alten Ensembles (Ian McKellen, Ian Holm, Elijah Wood, Hugo Weaving, Cate Blanchett, Christopher Lee, "Andy Serkis") wieder zu sehen. Martin Freeman als junger Bilbo erweist sich als perfekte Besetzung, schon jetzt hat man ihn als naiv-bequemen, aber auch furchtlosen und tapferen Hobbit voll und ganz ins Herz geschlossen. 
Die letzte Stunde ist einfach nur Filmemachen in Perfektion und eine Blockbuster-Lehrstunde für Nolan und Konsorten. Der Showdown ist zum Niederknien schön inszeniert und nach der großartigen finalen Einstellung hat es Peter Jackson einmal mehr geschafft: Wie zur Hölle soll man ein ganzes Jahr überstehen bis es weitergeht? 
THE HOBBIT steht der alten Trilogie in nichts nach, Jackson hält sein Niveau eindrucksvoll. Dass die Romanvorlage im Gegensatz zur LORD OF THE RINGS-Trilogie gemächlicher, unspektakulärer, ärmer an Konflikten und epischen Schlachten ist, ist klar, und sollte deshalb nicht negativ ins Gewicht fallen. 

Text: Le Samourai