Montag, 2. April 2012

After Hours (1985, Dir: Martin Scorsese)


Mein 17. Scorsese. Seltsamerweise erst jetzt "entdeckt", ist AFTER HOURS doch definitiv eines seiner allerbesten Werke und gleichzeitig das allgemein unterschätzteste. Irgendwo zwischen Kafkas Prozess, Alice im Wunderland und Bunuels diskreter Charme der Bourgeoisie zaubert Marty eine erstaunlich surreale, hypnotisierende schwarze Komödie auf die Leinwand, die eine komplett neue Seite des Ausnahmefilmemachers offenbart. Technisch absolut brillant und virtuos (dank Michael Ballhaus hinter der Kamera und Thelma Schoonmaker am Schneidetisch) verwandelt Scorsese den New Yorker Bezirk SoHo in eine albtraumhafte nächtliche Hölle voll skurriler Gestalten, verrückter Zufälle und absurder Situationen, aus denen es für den mitleidserregenden Protagonisten, der eigentlich nur nach Hause möchte, scheinbar kein Entkommen gibt. 
Zum Glück wurde diese kleine Paranoia-Satire völlig unabhängig produziert (Hauptdarsteller Griffin Dunne nahm einen Bankkredit auf), was bedeutete, dass Scorsese mit einem Minimum an äußerer Einmischung seine Vorstellungen verwirklichen konnte. 
Ein erstaunliches Meisterwerk, welches ab heute seinen verdienten Platz in meiner persönlichen Scorsese-Top-5 hat.

Text: Le Samourai