Mittwoch, 25. April 2012

Snowtown (2011, Dir: Justin Kurzel)


SNOWTOWN, der schon in Cannes 2011 für Aufsehen sorgte, ist ein eindringliches Drama über die sogenannten 'Snowtown Murders', eine Mordserie, die in den 90er Jahren den Süden Australiens in Atem hielt. Seine herausragende atmosphärische Dichte bezieht der Film nicht zuletzt aus seiner atemberaubenden Kameraarbeit, die durch außergewöhnliche Einstellungen und wunderbare Farbgebung besondere Erwähnung verdient. 
Anders als vergleichbare Serienkiller der Filmgeschichte wie Finchers ZODIAC, entmystifiziert Regisseur Justin Kurzel jedoch seine/n Killer. Durch dessen teilweise nachvollziehbaren Motive (Kindesmissbrauch, Pädophilie) wird es uns Zuschauern dadurch schwer gemacht, ihn wirklich als Monster anzusehen. Stattdessen keimt zweitweise, hauptsächlich zu Beginn des zweiten Aktes, sogar der Eindruck, einen modernen Robin Hood bei seinem Handwerk zuzusehen. Das intelligente Drehbuch trägt zu dieser These mit seiner behutsamen Erzählweise bei, die allerdings in krassem Kontrast zu der gnadenlosen Brutalität steht, mit der die Morde begangen werden. 
Doch SNOWTOWN ist viel mehr als ein Drama über einen Serienkiller. Noch viel angsteinflößender ist die Willenlosigkeit, mit der der junge James Vlassakis seinem Vorbild folgt und diesem wie paralysiert unter die Arme greift. SNOWTOWN ist eine beeindruckende Studie über die soziale Unterschicht, die mit herausragenden Darstellern und deren ausgeprägten naturalistischen Spielstil, ein sehr sehenswertes Stück Indie-Kino ist. 

Text: andyewest88