Dienstag, 3. Januar 2012

Una sull'altra (1969, Dir: Lucio Fulci)


Was für ein Film! Ich dachte eigentlich, mit "Sette Note in Nero" sowas wie den Höhepunkt von Fulcis Schaffen bereits gesehen zu haben, aber was der Meister hier acht Jahre vor seinem Opus Magnum abgeliefert hat, steht diesem in nichts nach. Hier offenbart sich eine komplett andere Seite des famosen Italieners, der ja ansonsten eher für blutrünstige Slasher und vor allem seinen Zombie-Gore-Trash berühmt und berüchtigt ist. 
"Una sull'altra" ist Vieles. Handwerklich und inszenatorisch wirklich hervorragend. Blutarm, dafür spannend, intelligent, kraftvoll. Viel nackte Haut inklusive Striptease-Einlage auf einer goldenen Harley. Pre-Giallo (subtiler Thrill statt Handschuh-Rasiermesser-Morde, aber das Subgenre war ja 1969 auch gerade erst am Entstehen). Whodunnit. Die Exploitation-Variante von Hitchcocks "Vertigo", da es ebenfalls um Doppelgänger-Obsession geht und das Ganze sogar in San Francisco spielt. Jedoch erschafft Fulci seine eigene magische Stadt, ohne Hitchcocks Drehorte und Stimmung zu kopieren. Zu guter Letzt Riz Ortolanis wunderbarer, pulsierender Jazz-Soundtrack, der "Una sull'altra" zu einem absolut stimmigen frühen Giallo und generell zu einem tollen 60s-Thriller macht, der leider viel zu sehr in Vergessenheit geraten ist.

Text: Le Samourai