Samstag, 27. August 2011

Spoorloos (1988, Dir: George Sluizer)


Wow. Mich lässt ja filmtechnisch so ziemlich alles kalt, auch die angeblich "verstörenden" Filme. Zu groß die Distanz zum Gesehenen, zu groß die filmanalytische Herangehensweise. Doch dieses kleine, hundsgemeine, absolut geniale Filmjuwel von unseren Nachbarn aus den Niederlanden hat Seltenes geschafft: Ich bin fix und fertig. Zehn Minuten lang nach dem Abspann auf den Bildschirm starrend, eine Mischung aus traurig, wütend und verwirrt. Als "gewöhnlicher" Thriller gemächlich beginnend, entpuppt sich SPOORLOOS ("The Vanishing") als bitter-bitterböser, blanker Horror. Die letzten paar Minuten haben es dermaßen in sich, dass sich Gelegenheitsfilmschauer und zartbesaitete Gemüter wirklich gut überlegen sollten, gemeinsam mit dem Protagonisten auf die Suche nach seiner Freundin zu gehen.
Die Besetzung ist absolut erstklassig, die Charakterzeichnung brillant, die Inszenierung balanciert perfekt zwischen hypnotisierend gemächlich und nervenzerfetzend verstörend.
SPOORLOOS ist wirklich mal ein Horrorfilm, der die Bezeichnung zu einhundert Prozent verdient hat, denn der Horror entsteht nicht durch stupide Schockeffekte, sondern im Kopf des Zuschauers, während er in die kranke Psyche eines Soziopathen blickt.
Ein Meilenstein des europäischen Kinos und für mich einer der beklemmendsten, spannendsten, einfach besten Filme der letzten 25 Jahre.

Text: Le Samourai