Freitag, 1. Juli 2011

Prelude: Dog Star Man (1962, Dir: Stan Brakhage)


In einem Bereich wie der Avantgarde, in dem die einzelnen Einträge kaum unterschiedlicher ausfallen könnten, von hoher Genrekunst zu sprechen ist nicht unbedingt vielsagend, aber im Falle von "Dog Star Man" scheint dies noch die passendste Umschreibung.
Der Zyklus, bestehend aus fünf Teilen, beginnt und endet mit der Entstehung des Universums, dazwischen beschäftigt er sich mit der Rolle des Menschen in der Natur. Man sieht Brakhage selbst wie er in der Rolle des Mannes mit der Besteigung eines verschneiten Berges kämpft (eines der seltenen humoristischen Elemente in seinen Filmen) um einen Baum zu fällen. Man sieht seine Familie, Bilder seines Kindes, seiner Frau und Aufnahmen der verschneiten Landschaft. Fliessend abgelöst werden diese mit Kamera gedrehten Szenen durch Zelluloidstrecken die er selbst physisch entfremdet hat; durch von ihm perfektionierte Techniken wie dem Zerkratzen und Bemalen jedes einzelnen Frames erzeugt er Passagen die von ihm als "closed-eye vision" verstanden wurden, die Bilder, die wir vor unseren geschlossenen Augen sehen. Durch staccatohafte Schnitte, Farbfilter und der teils mehrfachen Überlagerung des Materials entsteht eine Synthese der verschiedenen Elemente, ein einzigartiges Schauspiel aus Licht, Formen und Farben aus dem Unterbewusstsein von Stan Brakhage.
Manche Werke distanzieren sich so stark von den Normen mit denen gemeinhin Film als reines Unterhaltungsmedium abgesteckt wird, dass sie leider ausserhalb von Vorstellungen an Universitäten und als Loops in Museen kaum Zuschauer finden, daher lässt sich Brakhages Oeuvre von mehr als 300 Kurzfilmen eine gewisse akademische Exklusivität nicht absprechen. Aufgrund der Abstraktheit der Bilder (auch wenn er selbst mit jedem seiner Frames ganz konkrete Anliegen verband) und ihrer Anordnung, die keiner dimensionalen Logik unterliegt, ist es notwendig seine eigenen, sehr persönlichen Verbindungen zu schaffen, dies macht seine Filme zu den subjektivsten Erfahrungen die die Kunstform hervorgebracht hat.
Text: FredFuchs