Sonntag, 22. Juli 2012
Soy Cuba (1964, Dir: Mikhail Kalatozov)
Soy Cuba ist einer der stärksten Anhaltspunkte, der verdeutlicht, welche Schätze in den Grenzbereichen der Filmkultur schlummern. Finanziert von der Sowjetunion als reines Vehikel zur Propagierung des Sozialismus liefert Mikhail Kalatozov ein zutiefst humanitäres Stück visueller Poesie.
Quasi als trojanisches Pferd der Propagandafilme wird das zugrunde liegende Verlangen der Protagonisten nach Freiheit und besseren Lebensumständen bewusst durchsichtig von sozialistischen Parolen und politisch durchtränkter Symbolik maskiert, was dem Film das wunderbar ironische Schicksal der Zensur in der UdSSR und späterer Weihe in den USA bescherte.
Es entstehen episodenhafte Einblicke, Kurzgeschichten, in denen die Narrative stetig innehält zugunsten von meditativer Portraitierung der Gegebenheiten in einem Land, aufgewühlt durch aufeinanderprallende Ideologien und Revolution. Das Werk ist sich seiner wundervollen Einstellungen und prägnanten mise-en-scene deutlich bewusst und kostet jedes Bild genüsslich aus - mit beispielloser Wirkung.
Auf technischer Ebene laesst einen der Film perplex zurück, die Komplexität ist schwindelerregend (hier wird die Unterstützung durch ein kommunistisches Land besonders deutlich) und die Kameraarbeit wurde nicht nur mehrfach zitiert (wahrscheinlich am offensichtlichsten 1997 in PTAs "Boogie Nights"), sondern stellt selbst 40-50 Jahre später entstandene, in dem Zusammenhang oft als Vergleich genannte Werke wie "Wings of Desire" oder "The Tree of Life" in den Schatten.
1964... vor der Zeit von Steadicams und handlichen Kameras, die Leidenschaft zur Ausdrucksform und Experimentierfreudigkeit ist außerordentlich beindruckend und zu jeder Sekunde spürbar; ein Meisterwerk, welches seinen ehemaligen Zweck bereits lange überdauert hat.
Text: FredFuchs
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Filmgeschichtlich, entstehungstechnisch, inszenatorisch, bildgestalterisch: Ein Wunder.
SOY CUBA, lange in sowjetischen Kellern unter Verschluss und Anfang der 90er von Coppola und Scorsese aus der Versenkung geholt, ist ein UNFASSBARES Meisterwerk russischer Filmkunst, ein historisch einmaliges Zeitdokument, ein Film mit derart atemberaubender Kameraarbeit, wie ich sie in knapp 1600 Filmen zuvor noch nie gesehen habe. Die Plansequenzen, die Kamerameister Sergei Urusevsky 1964 auf die Leinwand gezaubert hat, stellen selbst die herausragenden Arbeiten von Welles ("Touch of Evil", Kamera: Russell Metty), Godard ("Weekend", Kamera: Raoul Coutard) oder Cuarón ("Children of Men", Kamera: Emmanuel Lubezki) mühelos und eindrucksvoll in den Schatten.
Text: Le Samourai
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