Dienstag, 19. Februar 2013
Silver Linings Playbook (2012, Dir: David O. Russell)
Sensationelles Juwel aus dem Hause Weinstein. Und das auf mehreren Ebenen. Zum einen überrascht es mich zutiefst, dass der gleiche Filmemacher, der vor zwei Jahren noch mit dem uninspirierten und überflüssigen "The Fighter" langweilte, nun eine derart frische, sympathische, eigen- und tiefsinnige Tragikomödie auf die Leinwand zaubert, dass man zwei Stunden lang vor Glück und Verzückung lachen und weinen zugleich möchte. Russells feinfühlige Inszenierung, authentische Dialoggestaltung und wunderbare Charakterzeichnung machen es unmöglich, diesen Film nicht zu mögen.
Eine weitere Sensation ist die Besetzung und die Überraschungen, die daraus resultieren. Dass Bradley Cooper weit mehr kann als pubertierende Jungs mit "Hangover" zu beglücken, hat er ja bereits im fantastischen "Limitless" unter Beweis gestellt. Jedoch ist er mit seiner schwierigen Rolle in "Silver Linings" endgültig zu einem der interessanten und hoffnungsvollsten Darsteller unserer Zeit gereift. Eine derartige Rolle überzeugend zu verkörpern ist ein verdammt schmaler Grat - aber Cooper wandelt auf ihm mit Bravour und erstaunlicher Souveränität. Die größte Überraschung für mich ist jedoch Jennifer Lawrence. Bis jetzt nur im kolossal verunglückten "Hunger Games" gesehen und direkt wieder vergessen, hinterlässt sie mit ihrer unglaublich präsenten Performance von Wahnsinn bis Feingefühl einen wohl sehr lange bleibenden Eindruck. Die Harmonie der beiden ist wunderbar, ihre verletzten und gebrochenen Charaktere bilden eines der interessantesten und einfühlsamsten Leinwandpaare der letzten Jahre.
Und noch etwas kaum für möglich gehaltenes ist passiert: Robert de Niro, living legend und mein Lieblingsschauspieler für alle Zeiten, kann auf seine alten Jahre endlich mal wieder voll und ganz glänzen. Als neurotischer, Football-verrückter Dad zeigt er noch mal die gesamte Palette seines Ausnahmekönnens. Wunderbar.
So toll können Liebesdramen sein. So toll können romantische Komödien sein. "Silver Linings" ist nie zu traurig, nie zu lustig, nie zu kitschig, nie zu vorhersehbar. Er ist herzerwärmend, tiefsinnig, kurzweilig und einfach nur verdammt brillant. Einer der absoluten Jahreshöhepunkte und schon jetzt irgendwie moderner Klassiker.
Text: Le Samourai
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Mit Tanzszenen, die aller Wahrscheinlichkeit nach in Romantik enden, kann man mich in 9 von 10 Fällen jagen. "Silver Linings Playbook" ist glücklicherweise Fall 10 von 10.
Hier passt einfach alles zusammen, kommt unaufgeregt und nicht kitschig daher und nimmt genau den Raum ein, den es braucht. Bradley Coopers Performance ist große Klasse. Jennifer Lawrence steht dem in nichts nach. Und das Einzige, was noch schärfer ist als sie selbst, sind die Dialoge.
Eine besondere Freude ist auch Robert De Niro, der trotz der vielen Flops der letzten ca. 15 Jahre immer noch (und wohl auf ewig) mein Lieblingsschauspieler ist. Hier darf er in einigen Momenten wirklich mal wieder zeigen, was er kann. Super.
Eine rundum gelungene Tragikomödie.
Text: Gordon Cole
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Seven Psychopaths (2012, Dir: Martin McDonagh)
Da ist er endlich, der heiß erwartete zweite Spielfilm des Brügge-Genies Martin McDonagh. Kann er mit seinem meisterhaften Erstlingswerk mithalten? Natürlich nicht. Ist sein zweiter Streich trotzdem brillantes Kino? Mit Sicherheit.
McDonagh präsentiert mit SEVEN PSYCHOPATHS eine absurd-groteske Metzeloper, erneut unterlegt mit den fantastischen Klängen des Ausnahmekomponisten Carter Burwell.
Seine enorm lustige Gangsterkomödie ist selbstreflexiv, nimmt das Genre nach Strich und Faden auseinander und ist der lange überfällige Abgesang auf selbiges.
Die Besetzung um Colin Farrell, Sam Rockwell, Tom Waits, Christopher Walken, Woody Harrelson und Harry Dean Stanton ist natürlich fantastisch, und jeder einzelne darf mit erneut brillant geschriebenen Dia- und Monologen glänzen.
Definitiv ein Höhepunkt im Post-Tarantino-Gangsterfilm-Universum und - wie schon erwähnt - McDonaghs hochironische "Abrechnung" mit selbigem. Bleibt nur die Frage, was man als nächstes von ihm erwarten darf. Einen weiteren Gangsterfilm eigentlich nicht.
Text: Le Samourai
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Prince Avalanche (2013, Dir: David Gordon Green)
Wunderbar unkonventionell-skurriles Buddy-Roadmovie mit so einigen magischen Momenten und hervorragenden Dialogen, einer perfekten Chemie zwischen Paul Rudd und Emile Hirsch, sowie einem äußerst stimmigen, elegischen Soundtrack von "Explosions in the Sky".
Definitive Empfehlung!
Text: Le Samourai
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Nugu-ui ttal-do anin Haewon (2013, Dir: Sang-soo Hong)
Was für ein kleiner, feiner, unaufgeregter Film (engl. Titel: "Nobody's Daughter Haewon"), voll zarter Poesie, elementaren Lebensweisheiten und wunderbarem Humor. Hong Sang-soo's lange, statische Einstellungen lassen den tollen Darstellern viel Raum zur Entfaltung und Improvisation. Für solche Filme liebe ich die Berlinale, denn ich bezweifele stark, dass man diese klitzekleine südkoreanische Produktion in nächster Zeit noch mal zu Gesicht bekommen wird.
Text: Le Samourai
The Perks of Being a Wallflower (2012, Dir: Stephen Chbosky)
Ezra Miller = Schauspielgott.
Ansonsten wurde ich gerade vollkommen unerwartet umgehauen, aus emotionaler und auch aus handwerklicher Sicht. Mit Sicherheit einer der besten (wenn nicht DER beste) Coming-Of-Age-Film seit langer, langer Zeit, der vollkommen unprätentiös, authentisch und ehrlich Themen wie Anerkennung, Freundschaft, Liebe und Homosexualität behandelt. Erstaunlich und beachtlich, wie es Stephen Chbosky gelingt, eigentlich ausgelutschte Themen wie erste(r) Liebe/ Sex und Erwachsenwerden angenehm frisch und weitestgehend klischeefrei zu verpacken.
Absolute Überraschung.
Text: Le Samourai
Don Jon's Addiction (2013, Dir: Joseph Gordon-Levitt)
"Real pussy is fine - but not as good as porn"
Jon muss es wissen, denn er bekommt quasi jede. Und trotzdem ist der muskulöse, gut aussehende Vorzeigechecker süchtig nach Internetpornos.
Ungewohnt prollig macht Joseph Gordon-Levitt in seinem Regiedebüt auch hier eine gute Figur. Seine White Trash-Italo-Familie steht dem in nichts nach. Spätestens jedoch nach Scarlett Johanssons Auftritt als leicht bitchig angehauchte Prinzessin mit Spießerweltbild weiß man, dass man es mit sehr überzeichneten Charakteren zu tun hat. Dieser Umstand fördert vor allem die Komik, die gut getimet und mit einigen witzigen Einfällen garniert ist. Den Film vor der eigenen Belanglosigkeit rettet die wie immer tolle Julianne Moore. Ihre Figur bringt die notwendige Tiefe in die Story. Einige Szenen zwischen ihr und Joseph Gordon-Levitt sind dabei sehr intensiv und richtig gut.
Ungewohnt prollig macht Joseph Gordon-Levitt in seinem Regiedebüt auch hier eine gute Figur. Seine White Trash-Italo-Familie steht dem in nichts nach. Spätestens jedoch nach Scarlett Johanssons Auftritt als leicht bitchig angehauchte Prinzessin mit Spießerweltbild weiß man, dass man es mit sehr überzeichneten Charakteren zu tun hat. Dieser Umstand fördert vor allem die Komik, die gut getimet und mit einigen witzigen Einfällen garniert ist. Den Film vor der eigenen Belanglosigkeit rettet die wie immer tolle Julianne Moore. Ihre Figur bringt die notwendige Tiefe in die Story. Einige Szenen zwischen ihr und Joseph Gordon-Levitt sind dabei sehr intensiv und richtig gut.
Insgesamt ist "Don Jon's Addiction" kein herausragendes, aber ein sehr sehenswertes Debüt von Joseph Gordon-Levitt. Und eines kann er sich auf die Fahne schreiben: Er hat wahrscheinlich DEN Porno-Wichsfilm der Neuzeit gedreht. :)
Text: Gordon Cole
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Paradies: Liebe (2012, Dir: Ulrich Seidl)
Die besten "deutschen Filme" machen nach wie vor die Ösis. Man weiß eigentlich nie, ob man über die Absurdität lachen, über das Leben der Figuren traurig oder über das Gesamtbild verstört sein soll. Alles pass(ier)t zusammen und entwirft eine ganz eigene Realität. Nie gibt einem Seidl auch nur den kleinsten Hinweis und bleibt bedingungslos wertungsfrei. Er lässt das Leben die Arbeit machen, denn das ist schon lustig, traurig und absurd genug. Die Betonkamera liefert meisterliche Bildkompositionen des Grotesken, das man mit einer Mischung aus Mitleid und Fremdscham teilweise einfach durchstehen muss. Wenn einem der Sinn danach steht. Diese Konsequenz ist anstrengend und man muss sie nicht mögen, aber in ihrer Gesamtwirkung ist sie auch irgendwie genial.
Text: Gordon Cole
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L'humanité (1999, Dir: Bruno Dumont)
Dieser Emmanuel Schotté ist schon ein Phänomen: Seine erste und einzige Rolle verdankt er wohl nicht nur Bruno Dumont, der den arbeitslosen Soldaten einfach von der Strasse wegcastete, sondern vor allem seinem intensiven Spiel, diesen unglaublichen Blicken, dieser unendlichen Melancholie, die ihm in Cannes den Preis für den besten Hauptdarsteller einbrachte und die vermutlich nicht gespielt ist, sondern einfach echt. Traurige Randnotiz: Schotté kam mit dem Erfolg nicht zurecht und trat nie wieder vor die Kamera. Grund genug diesen Film zu sehen.
Text: Windom Earle
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Dienstag, 29. Januar 2013
This Ain't California (2012, Dir: Marten Persiel)
Ein in Konzeption, Umsetzung, Ästhetik, Gefühl, Schnitt, Aussage und Wirkung perfekt funktionierendes Kunstwerk, eine "dokumentarische Erzählung" - wie Regisseur Marten Persiel seinen Film selbst beschreibt - die beispiellos für das Dokumentarfilmkino ist, und zwar nicht nur deutschlandweit.
Sagenhaft authentisch wird das Lebensgefühl und der Zeitgeist dreier Ostberliner Skater in den 1980er Jahren rekonstruiert und präsentiert, mit genau den richtigen Tönen werden die freiheitlichen Grenzen innerhalb ostdeutscher Mauern deutlich, aber niemals mit dem erhobenem Zeigefinger der Ideologiekritik oder unnötigen Klischees.
Der vielleicht beste DDR-Film überhaupt.
Text: Le Samourai
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Milk (2008, Dir: Gus Van Sant)
Sensationeller Film. So, genau so muss ein gutes Biopic aussehen. Mit viel Liebe zum Detail, authentisch, wertfrei und mit großem Respekt vor den Menschen, deren Leben dargestellt werden. Dabei vergisst Van Sant allerdings nicht, die Anforderungen, die so eine Major-Produktion stellt, zu erfüllen. Das Script ist konzentriert, die Inszenierung kraftvoll, die Spannung durchgehend hoch. Der Cast wurde perfekt zusammengestellt und glänzt durch die Bank, angeführt und gekrönt von einem sensationell spielenden Sean Penn in seiner wohl besten Rolle überhaupt.
Text: Le Samourai
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The Limits of Control (2009, Dir: Jim Jarmusch)
Jim Jarmuschs elegische Ode an die Langsamkeit: Ein mäandernder Anti-Thriller, der mit so ziemlich jeder Genre-Konvention bricht oder diese ad absurdum führt. Ein meditatives Filmerlebnis mit - wenn man sich darauf einlässt - enormer Sogwirkung dank durchgehend umwerfend schöner Einstellungen und Bildkompositionen von Christopher Doyle und einem spärlichen, aber wunderbar passenden Soundtrack. Nebenbei ist LIMITS OF CONTROL auch Liebeserklärung an ein seltsam verlassenes und melancholisches Spanien.
Jarmuschs "schlechtester" Film? Vielleicht. Trotzdem ein ganz hervorragender.
Text: Le Samourai
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A torinói ló (2011, Dir: Béla Tarr)
Vorsichtiges Öffnen von Wasserflaschen und Rascheln des Feuilletons - genauso konsequent anachronistisch wie die Filme selbst ist auch die Publikumserfahrung.
"The Turin Horse" bildet einen wunderbaren Schlusspunkt zu Tarrs aussergewöhnlichem Oeuvre. Die meditative Beobachtung der conditio humana als zentraler Dreh- und Angelpunkt, inszeniert als triste Zeitschleifen wie Daueranschläge in Moll. So minimalistisch wie noch nie zuvor stellt er uns vor ein s/w Diorama des täglichen Lebens bar jeglicher Information die dem Zuschauer sonst so aufgesetzt einen Zugang zu den Figuren ermöglichen - in der Methodik schon beinahe bindend nahe an avantgardistischen Leistungen wie Chantal Akerman's "Jeanne Dielman, 23 Quai du Commerce, 1080 Bruxelles".
Wie gewohnt komplementiert die eindrucksvolle Cinematographie den kargen Inhalt hin zur formellen Perfektion und oftmals wird einem die Genialität der Kompositionen erst nach Minuten von zeitlupenartigen Dollybewegungen und Zooms bewusst.
Tarr löst sein Kino von jeglichen Störfaktoren, streift alles überflüssige ab und verlässt sich vollkommen auf die puristisch-ursprüngliche Kraft seiner Inszenierung. Über dies spannt er stets eine inhärente Dramaturgie und verfällt nie auf die rein formularisch experimentelle Seite des Schaffens. Jenes Entgegenwirken sämtlicher Konditionierung des modernen Publikums macht ihn sicherlich zu einem gewissen Grad zum Filmemacher des Filmkritikers aber in seiner Perfektion gleichzeitig auch zu einem der 2-3 bedeutendsten und hoffentlich stilprägendsten Regisseuren der Gegenwart.
Text: FredFuchs
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Freitag, 18. Januar 2013
Django Unchained (2012, Dir: Quentin Tarantino)
Was für ein verdammter Trip.
Tarantinos Filmuniversum ist frei von jeglichen Konventionen und existiert ohne abgesteckte Grenzen. Alles ist möglich und Tarantino macht alles möglich. "Django Unchained" ist ein 165minütiges, kurioserweise irgendwie trotzdem zu kurzes cineastisches Lehrstück und zeigt erneut, wer derzeit der unumstrittene Meister des Dialogkinos ist. "Django Unchained" ist Buddymovie, Roadmovie, Western, Exploitation, Trash, Komödie, Drama und Lovestory in einem. Von keiner Zutat zu viel, von keiner zu wenig. Niemand sonst verleiht dem Wort "Stilsicherheit" so viel Bedeutung wie Quentin Tarantino, und das seit mittlerweile 20 Jahren. Tollkühn remixed er auch diesmal altes, klassisches, abseitiges, zeigt uns seine Version eines seiner Lieblingsgenres und besitzt sogar die Frechheit, uns einen derart anachronistischen Soundtrack um die Ohren zu ballern, der seine Wirkung eigentlich nur verfehlen kann. Tut er aber nicht. Ein weiteres Mal ist das Zusammenspiel von Bild und Ton großartig, visionär und in dieser Form absolut einzigartig.
Warum der UNFASSBAR perfekt on point spielende Christoph Waltz nur in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" nominiert ist, weiß wohl nur die Academy. Auch das restliche Ensemble leistet durch die Bank glanzvolles, Jamie Foxx steht die Heldenrolle ausgesprochen gut und die finsteren Leo diCaprio und Samuel L. Jackson funktionieren wunderbar als gegen den Strich besetzte Antagonisten.
Ein atemberaubendes Epos und zweifelsohne sein stärkstes Stück Filmgeschichte seit "Pulp Fiction", was einiges heißen will. Die 10 Punkte sind nur eine Frage der Zeit.
"Django. The D is silent."
Text: Le Samourai
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Die gegenwärtige, große Inszenierung moderner "B-Produktionen" liegt in der heutigen Filmlandschaft nahezu ausschließlich in Tarantinos Händen. Dieser Popkultur definierende Status verleitet dazu den Regisseur ausschließlich an sich selbst zu messen und innerhalb dieses gesteckten Mikrokosmos markiert "Django Unchained" eine äußerst wohltuende Rückkehr zur 90er Höchstform.
Der Modus Operandi bleibt dabei unverändert; ein Mosaik aus inhaltlichen und stilistischen Versatzstücken, vom spärlich referenzierten, namensgebenden Vorgänger über Addio Zio Tom, Mandingo, Keoma und deren gesamter Peripherie. Vorgetragen von der A-Liste Hollywoods, mit Sam Jackson als Onkel Tom am oberen sowie Quentin selbst am unteren Ende des durchgängig erstklassigen Leistungsspektrums (unterlegt von einem wunderbar anachronistischen Soundtrack, der Ortolani und Rick Ross vereint).
Nie geht es um das reine Zitieren, sondern um die gekonnte Vermengung einer, in ihrer Gesamtheit unüberblickbaren Vielzahl von Einflüssen. Stets enger an Corbucci als an Leone und Peckinpah wird tiefergehende Reflektion zugunsten des fantastischen Gesamtbildes der stilsicheren, zeitgemäßen Exploitation geopfert.
Text: FredFuchs
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Fish Tank (2009, Dir: Andrea Arnold)
Also DAS kam ja mal unerwartet.
FISH TANK behandelt ein schwieriges Thema, mit dem man eigentlich nur scheitern kann. Regisseurin Andrea Arnold macht allerdings so gut wie alles richtig. Ihre Milieustudie einer Prekariatsfamilie aus Essex ist vollkommen unprätentiös, authentisch, roh und maximal wirkungsvoll. Die im 4:3-Format aufgenommen, durchweg perfekt stimmigen Bilder lassen den Zuschauer unmittelbar teilhaben am abgefuckten Geschehen, beschönigen nichts, zeigen, was Sache ist.
Michael Fassbender ist standesgemäß überragend, aber Herz und Seele des Filmes ist eindeutig die von der Straße gecastete, damals 18jährige Katie Jarvis. Ohne dieses zu einhundert Prozent authentische Mädchen wäre der komplette Film gescheitert und unglaubhaft geworden. Ihre Performance fesselt von der ersten bis zur allerletzten Sekunde und zählt für mich zu den eindrucksvollsten der letzten Jahre.
"Life's a bitch and then you die."
Text: Le Samourai
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Everything or Nothing: The Untold Story of 007 (2012, Dir: Stevan Riley)
Endlich. DIE definitive Dokumentation über die schönste Filmreihe überhaupt.
Regisseur Stevan Riley holt weit aus und erzählt die komplette Geschichte, von Ian Flemings Vorgeschichte im Militär bis hin zum jüngsten Kapitel dieser beispiellosen Erfolgsgeschichte: Daniel Craig und "Skyfall". Chronologisch werden wichtige Ereignisse und wegweisende Entscheidungen aufarbeitet, wie z.B. der folgenschwere Beginn der Liaison Broccoli & Saltzman, der Bruch mit Connery, das Aus von Saltzman, die Querellen um "Thunderball" mit Erzfeind Kevin McClory, die Probleme Lazenbys oder der konstant vorhandene Druck, mit jedem neuen Kapitel das Bonduniversum neu zu erfinden und mit dem Geist der Zeit zu gehen.
Neben tollen Archivaufnahmen und thematisch geschickt montierten Filmszenen aus 50 Jahren Bond-Geschichte kommen u.a. Barbara Broccoli, Ken Adam, Roger Moore, George Lazenby, Timothy Dalton, Pierce Brosnan, Bill Clinton, Judi Dench, Lewis Gilbert, Christopher Lee und Michael G. Wilson zu Wort, die interessante und neue Einblicke ins Bonduniversum gewähren. Lediglich die Abstinenz von Connery ist ein kleiner Wermutstropfen.
98 spannende, wirklich informative Minuten und für jeden Fan der Reihe meiner Meinung nach absolutes Pflichtprogramm.
Text: Le Samourai
Bones Brigade: An Autobiography (2012, Dir: Stacy Peralta)
Absolut sensationelle, packende und vor allem inspirierende Dokumentation über die Gründung und Geschichte des besten und einflussreichsten Skateboard-Teams aller Zeiten: Der Bones Brigade von Stacy Peralta, zu der u.a. Legenden wie Tony Hawk, Rodney Mullen, Steve Caballero und Tommy Guerrero gehörten. Erstaunlicherweise zeigt sich Peralta selbst für die Regie und Produktion verantwortlich, aber was vorschnell nach einseitiger Selbstbeweihräucherung klingt, entpuppt sich als unfassbar ehrliche, mitreißende, selbstreflektierende, authentische, einfühlsame, emotionale und intime Rekapitulation dieser beispiellosen Ära, deren Beginn mit der Gründung der Bones Brigade 1976 durch Stacy Peralta eingeläutet wurde.
Zu Wort kommen neben den oben genannten etliche weitere Mitglieder der Bones Brigade sowie Szenekenner wie Shepard Fairey oder Fred Durst, welche durch erstaunlich persönliche Kommentare und Anekdoten ein emotional packendes und ungeheuer interessantes Bild der Ursprünge und Entwicklungen der Skateboard-Kultur vermitteln. Die Montage von Interviewmaterial und unzähligem faszinierenden Archivmaterial aus den 70ern, 80ern und 90ern funktioniert absolut perfekt und sorgt für eine beispiellose Dokumentarfilm-Dramaturgie.
Unbedingte Empfehlung!
Text: Le Samourai
La nuit américaine (1973, Dir: Francois Truffaut)
Der große Francois Truffaut feiert mit "La nuit américaine" nicht nur seine grenzenlose Liebe zum Kino, sondern auch zum Leben und der Liebe selbst. Mal melancholisch, mal chaotisch, aber immer charmant und mit viel Liebe zum Detail atmet Truffauts "8 1/2" unmissverständlich durch und durch Nouvelle Vague Luft. Ein virtuoses, hinreißendes Filmvergnügen, welches uns an die Magie des Kinos, aber auch den zumeist zermürbenden Entstehungsprozess erinnert. Wunderbar!
Text: Le Samourai
The Master (2012, Dir: Paul Thomas Anderson)
Intensiv, anstrengend, mit herausragenden 65mm-Bildkompositionen, aber nicht frei von kleinen Längen.
Joaquin Phoenix zeigt die beste Leistung seiner Karriere und Philip Seymour Hoffmans beängstigend gute Performance macht ihn für mich persönlich endgültig zu DEM faszinierendsten und vielseitigsten Schauspieler unserer Zeit.
Ein beeindruckendes Werk, welches mich dennoch nicht zu einhundert Prozent erreicht hat, sodass THERE WILL BE BLOOD nach wie vor P.T.A.'s Opus Magnum bleibt.
Text: Le Samourai
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Oh Boy (2012, Dir: Jan Ole Gerster)
Jan-Ole, you are the Man! Endlich mal ein dffb-Absolvent, der nicht der Berliner Schule verfallen ist, sondern losgelöst davon einen herrlich befreiten, authentischen, rohen, melancholischen, unaufgeregten, lakonischen, stellenweise äußerst witzigen und einfach wunderschönen deutschen Film gedreht hat. Genau nach meinem Geschmack.
Der schönste Berlin-Film seit Wenders' Filmpoesie "Der Himmel über Berlin" und für mich persönlich der beste deutsche Film seit... Dekaden. Und der Soundtrack ist Oberspitzenklasse.
Text: Le Samourai
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"Oh Boy" erfindet das Rad nicht neu: Lakonische Schwarz-Weiß-Bilder, Jazz, die Atmosphäre rauchiger Bars und ein ziellos umherstreunender, von der Umwelt gebeutelter Loner. Natürlich kommt einem die Nouvelle Vague in den Sinn und natürlich wird mancher das zum Anlass nehmen, den Film als uninspiriertes Plagiat abzukanzeln. Aber das wäre genauso unsinnig wie falsch. Auch Truffaut, Godard und Co haben dieses ganz bestimmte Lebensgefühl nicht erfunden. Sie haben es erkannt, gespürt, gelebt und auf einzigartige Weise verarbeitet.
Das tut auch Jan Ole Gerster, und auch wenn er an die großen Vorbilder nicht heranreicht, nicht heranreichen kann, macht er seine Sache verdammt gut. Gott sei Dank ist "Oh Boy" von so schlichter Schönheit! Gott sei Dank versucht er nicht, allzu verkrampft ein neues deutsches Arthouse-Kino zu etablieren, wie es im Rahmen der - ich zitiere aus dem Film - "Berliner Sonderschule" so oft scheitert. Der Film besinnt sich auf seine Stärken, ist authentisch, witzig und lässt uns offen genug am Innenleben seiner Figuren teilhaben. Dann funktionieren eben auch vereinzelte Momente à la "Protagonist sitzt nachdenklich mit Kippe am Fenster": Als stimmungsvolle Zutat einer lebensnahen Geschichte, nicht als 90-minütiger Stillstand, der keinen Menschen wirklich erreicht und nur durch seine verkopfte Auseinandersetzung zum Pseudo-Arthouse mutiert.
"Oh Boy" besticht durch eine tolle Kamera, die Berlin-spezifische Bilder einfängt, die gleichzeitig nicht zu abgedroschen sind und auch aus fast jeder anderen Großstadt stammen könnten. Die Leistungen der Darsteller sind großenteils richtig stark, allen voran natürlich Tom Schilling. Da verzeiht man auch die Tatsache, dass so manche Nebenfigur nicht die ganz große Tiefe besitzt - sie sind Personen in Nikos Leben, die er streift, zu denen er mal mehr und mal weniger intensive Beziehungen pflegt, die er wieder verlässt und weiterzieht. Ohne Berlin-Klischees kann der Film natürlich nicht auskommen. Aber sind sündhaft teurer Bio-Kaffee, pöbelnde Atzen, deutsche Nazifilm-Produktionen zum Fremdschämen und Kunst-Performances auf den Bühnen abbruchreifer Häuser wirklich Klischees? Wenn, dann zumindest nicht im negativen Sinn. Sie sind nunmal Berlin, und zwar jeden Tag aufs Neue.
"Oh Boy" ist einfach ein stimmiger Film, der treffend einen Zeitgeist einfängt, welcher sich eben nicht nur mit dem Schlagwort "Berlin 2012" definieren lässt. Das Lebensgefühl, das er vermittelt, ist zeitlos und universell, im Leben wie im Kino. Dazu bedarf es keines konkreten Ziels des Helden, keiner Happy Ends und keiner Karthasis. Es bedarf "nur" der präzisen Beobachtung des Lebens vieler unterschiedlicher Menschen in künstlerisch ansprechender Form. Das ist ja dann auch Arthouse. Einfaches, gutes Arthouse.
Text: Gordon Cole
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The Moon is Blue (1953, Dir: Otto Preminger)
Selbst in einem so unschuldigen Genre wie der Romantic Comedy schaffte es Preminger, durch seine unangepasste, offene und tabubrechende Art für einen zur damaligen Zeit relativ gewagten Beitrag zu sorgen, der aufgrund einiger sexuell aufgeladener Dialoge in mehreren US-Bundesstaaten zu Beginn indiziert war.
Es ist eine wahre Freude, die großartig aufgelegten William Holden, David Niven und Maggie McNamara bei ihrem 90minütigen Dialogfeuerwerk zu bewundern. Selten wurde ein Film derart pausenlos zugequatscht, jedoch sind die Unterhaltungen zwischen dem junggeselligen Architekten Holden, der naiv-süßen McNamara und dem Lebemann und Charmeur Niven durchweg höchst unterhaltsam und mit der ein oder anderen erstaunlichen Lebensweisheit versehen.
Dass Otto Preminger auch wunderbare Komödien inszenieren konnte, hat er mit "The Moon is Blue" eindrucksvoll bewiesen.
Text: Le Samourai
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Advise & Consent (1962, Dir: Otto Preminger)
Wie ich solche Filme liebe! "Advise & Consent" ist ein weiterer Beweis für Otto Premingers herausragendes Talent, Dialogkino brillant zu inszenieren. In prächtigem Schwarzweiß seziert er messerscharf Machtspiele und Handlungsmechanismen in einem zwar fiktiven, aber unmissverständlich auf die 60er-Jahre zugeschnittenen US-Senat. Der Handlungsaufbau ist vorbildlich, der als fesselndes Kammerspiel beginnende Politthriller entwickelt sich immer mehr zu einem ausgewachsenen Polit-Drama. Die Dialoge sind durchgehend absolut brillant und hervorragend vorgetragen von u.a. Henry Fonda, Don Murray und allen voran dem göttlichen Charles Laughton in seiner leider allerletzten Rolle. Hinzu kommt ein gewohnt äußerst stimmiges Title-Design von der Legende Saul Bass sowie ein exklusiv für den Film aufgenommener Song von Mr. Frank Sinatra.
"Advise & Consent" ist einer der besten und vor allem zeitlosesten Politthriller die ich kenne und es bleibt mir nur zu wünschen, dass er mehr Aufmerksamkeit bekommt als ihm aktuell zu Teil wird.
Text: Le Samourai
Life of Pi (2012, Dir: Ang Lee)
Wahnsinn. Das sind wirklich mal zwei Stunden Leinwandmagie pur. Wunderhübsch gefilmt mit wirklich tollen 3D-Momenten, herzzerreißend gespielt, emotional und klischeefrei erzählt. Und dazu die wohl am eindrucksvollsten animierten Tiere aller Zeiten. Richard Parker ist schier unglaublich. Ein Polygontiger mit viel Herz und noch mehr Seele. Der "Twist" am Ende sorgt für den wahren Höhepunkt in meinen Augen.
Ich bin wirklich ein wenig sprachlos, denn einen derart guten Film hatte ich bei aller Vorfreude nicht erwartet. Ang Lees bester Film? Vielleicht. Ang Lees beeindruckendster Film? Mit Sicherheit.
Text: Le Samourai
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To Rome With Love (2012, Dir: Woody Allen)
Dreht es sich in Woodys Filmen seit mittlerweile 40 Jahren um mehr oder weniger immer dasselbe? Ja. Kann Woody trotzdem mit jedem Film aufs neue überraschen, unterhalten, verzaubern? Ja! In seinem neuesten Europa-Streich ist das wunderschöne Rom Kulisse für sein Mega-Ensemble, welches er ein weiteres mal ausgesprochen kurzweilig und mitunter höchst skurril durch die Irrungen und Wirrungen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens führt.
London, Barcelona, Paris, Rom. Woody, wann kommst du endlich nach Berlin?
Text: Le Samourai
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Half Nelson (2006, Dir: Ryan Fleck)
Zwei Protagonisten, wie sie auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten: Ein junger weißer Geschichtslehrer (Ryan Gosling) und ein schwarzes Mädchen (Shareeka Epps) aus zerrütteten Familienverhältnissen. Beide verbindet jedoch das selbe Problem. Sie sind beide Einzelgänger und haben ihren Platz in der Gesellschaft noch nicht wirklich gefunden. Er kompensiert dies mit einer täglichen Dosis Crack, sie mit ihrer Liebe zum Basketball. Als sie ihn eines Tages auf der Schultoilette beim Crackrauchen erwischt, ist dies der Beginn einer gleichsam eigenartigen wie (überlebens-)wichtigen Freundschaft.
HALF NELSON ist ein erstaunliches Werk voller Subtilität, Stille und Intensität. Brillant inszeniert und von beiden Protagonisten überragend gespielt, zeichnet der Film ein rohes Bild eines Melting Pot Bezirks in Brooklyn. Dazu tragen neben stimmig ausgewählten Schauplätzen die hervorragende Handkameraarbeit von Andrij Parekh sowie der ruhige, überaus schöne Soundrack von Broken Social Scene bei.
Ein kleines, rohes Filmjuwel; unbedingt sehenswert.
Text: Le Samourai
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The Hobbit: An Unexpected Journey (2012, Dir: Peter Jackson)
Eins vorweg: Hier geht es um den Film an sich, und nicht um die ziemlich befremdliche und eigentlich total überflüssige 48fps-Spielerei. Aber für die kann der Film ja nichts.
Peter Jackson hat eindrucksvoll geschafft, woran Kollege George Lucas 1999 relativ kläglich gescheitert ist: Einen in sich stimmigen, der "alten" Trilogie in nichts nachstehenden Auftakt der Prequel-Trilogie zu drehen. Neun Jahre sind vergangen, seit ich das letzte Mal mit leuchtenden Augen den Kinosaal verlassen habe, seit ich wie ein kleiner Junge komplett überwältigt von Jacksons fantastischer Welt anfangen wollte, elbisch zu lernen und Schwertkampf zu üben. Das schwierige Unterfangen, knapp zehn Jahre später an diesen ganz besonderen, magischen Mikrokosmos anzuknüpfen und die neue Trilogie homogen mit ihm zu verbinden, meistert Jackson absolut großartig und scheinbar mühelos. Schon bei den ersten Tönen von Howard Shores "Shire"-Theme fühlt man sich irgendwie zuhause und wundert sich, wie schnell die letzten neun Jahre scheinbar verstrichen sind.
Nach einer langen - aber gemessen an der Trilogie-Gesamtlänge von 9 Stunden absolut legitimen - Exposition zieht Jackson alle Register seines Könnens und drückt einen mit seiner Bildgewalt ehrfurchtsvoll in den Kinosessel. Das wieder zum Leben erweckte Mittelerde sieht absolut fantastisch aus, Howard Shores Soundtrack knüpft nahtlos an die alte Trilogie an, die digitalen Effekte gestalten sich natürlich NOCH ausgereifter und eindrucksvoller und es ist eine wahre Freude, einen Großteil des alten Ensembles (Ian McKellen, Ian Holm, Elijah Wood, Hugo Weaving, Cate Blanchett, Christopher Lee, "Andy Serkis") wieder zu sehen. Martin Freeman als junger Bilbo erweist sich als perfekte Besetzung, schon jetzt hat man ihn als naiv-bequemen, aber auch furchtlosen und tapferen Hobbit voll und ganz ins Herz geschlossen.
Die letzte Stunde ist einfach nur Filmemachen in Perfektion und eine Blockbuster-Lehrstunde für Nolan und Konsorten. Der Showdown ist zum Niederknien schön inszeniert und nach der großartigen finalen Einstellung hat es Peter Jackson einmal mehr geschafft: Wie zur Hölle soll man ein ganzes Jahr überstehen bis es weitergeht?
THE HOBBIT steht der alten Trilogie in nichts nach, Jackson hält sein Niveau eindrucksvoll. Dass die Romanvorlage im Gegensatz zur LORD OF THE RINGS-Trilogie gemächlicher, unspektakulärer, ärmer an Konflikten und epischen Schlachten ist, ist klar, und sollte deshalb nicht negativ ins Gewicht fallen.
Text: Le Samourai
Blue Valentine (2010, Dir: Derek Cianfrance)
Gosling und Williams sind GROßARTIG. Das Script erfrischend klischeefrei. Das Ergebnis authentisch. Man merkt in jedem Frame, dass dies ein äußerst persönlicher Film geworden ist. 12 Jahre Vorbereitung, davon stolze sechs Jahre mit den Darstellern, zahlen sich aus. Mit Sicherheit eines der besten Beziehungsmelodramen der letzten Jahre.
Text: Le Samourai
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The Innkeepers (2011, Dir: Ti West)
Beängstigend, mit welcher Stilsicherheit, Abgeklärtheit, Ruhe und Erhabenheit der junge Ti West seine große Liebe fürs klassische Horrorkino auslebt (Drehbuch, Schnitt, Regie) und unbeirrt - allen ärgerlichen Tendenzen im modernen Horrorkino zum Trotz - seine "altmodischen" Visionen auf die Leinwand bringt. Mit dem Haunted-House Slowburner THE INNKEEPERS toppt er sogar seinen ebenfalls hervorragenden Vorgänger, die 70s-Hommage THE HOUSE OF THE DEVIL. Mit traumwandlerischer Sicherheit und Gelassenheit lässt er seine beiden charakterstarken und hochinteressanten Protagonisten Claire (Sara Paxton) und Luke (Pat Healy) auf die Suche nach dem Geist der im 18. Jahrhundert verstorbenen Madeline O'Malley gehen, der angeblich im Keller des alten Hotels "wohnt", in dem die beiden arbeiten.
Wests Inszenierung ist über jeden Zweifel erhaben. Wunderbare Kameraarbeit, effektive Schnitte und toll eingesetzte Musik und Soundkulissen sorgen für wahrhaftiges Grauen und nervenzerfetzende Spannung. Guter Horror braucht keine abgefahrene Story, keine komplexe mysteriöse Geschichte, keine großartige Handlung - er braucht nur eines: Atmosphäre. Und darin ist Ti West ein absoluter Meister. Für mich ist er sogar zur Zeit der einzige Regisseur überhaupt, der für frischen Wind und ansprechende Beiträge im Horrorkino des neuen Jahrtausends sorgt.
Der beste Horrorfilm seit THE SHINING und kolossal unterbewertet. Ich bin Riesenfan.
Text: Le Samourai
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Revolutionary Road (2008, Dir: Sam Mendes)
Wow. Nahezu perfektes Hollywood-Melodram von einem der wunderbarsten Regisseure des neuen Jahrtausends und gleichzeitig neben AMERICAN BEAUTY sein bestes Werk.
REVOLUTIONARY ROAD vereint zum zweiten Mal das mittlerweile zu richtigen Charakterdarstellern gereifte TITANIC-Pärchen di Caprio und Winslet und verdeutlicht auch schlagartig, welcher der beiden der bessere Film ist. An die Inszenierungskunst, die mise-en-scène (dank traumhafter Kameraarbeit von Roger Deakins), das Darstellen wahrhaftiger Emotionen und stiller Subtilitäten eines Mendes kommt Camerons Bombast-Kitsch nicht mal ansatzweise heran.
Die Leistungen von Kate Winslet und Leonardo di Caprio sind absolut überragend und erreichen eine selten gesehene Intensität und Glaubwürdigkeit. Michael Shannon ist ein weiteres Mal ein Hochgenuss, auch Kathy Bates weiß wie gewohnt zu überzeugen.
Kostüme, Ausstattung, 50s Flair - perfekt. Der kluge Score von Mendes' Stammkomponist Thomas Newman erinnert ein wenig an AMERICAN BEAUTY und fängt hervorragend die Ups & Downs dieser turbulenten, leidenschaftlichen, aber gleichzeitig auch bemitleidenswerten Ehe ein.
Eines der beeindruckendsten Melodramen der letzten Jahrzehnte und für mich der endgültige Beweis, dass Sam Mendes zu den wichtigsten Filmemachern unserer Zeit gezählt werden muss. Meisterwerk!
Text: Le Samourai
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Dr. No (1962, Dir: Terence Young)
"That's a Smith & Wesson, and you've had your six."
Mehr gewöhnlicher Agententhriller als ironischer over-the-top-Wahnsinn der späteren Beiträge punktet der Erstling mit einem wunderbar gelaunten Jungstar Sean Connery, dem wohl legendärsten Bondgirl überhaupt (Ursula Andress als Honey Rider), tollen Nebencharakteren (Felix Leiter, Professor Dent, Miss Taro, Quarrel, Puss Feller und natürlich Dr. No himself), einem wunderschön in Szene gesetzten Jamaika und einem tollen Calypso Soundtrack inklusive Diana Couplands Ohrwurm "Under the Mango Tree".
Text: Le Samourai
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From Russia with Love (1963, Dir: Terence Young)
Bond Nummer 2 - nach GOLDFINGER der zweitbeste Beitrag der Reihe.
FROM RUSSIA WITH LOVE ist von der ersten bis zur letzten Sekunde ein hinreißendes und äußerst kurzweiliges Vergnügen, dessen beispiellose Inszenierung die wohl beste Regieleistung der gesamten Reihe darstellt. Story, Drehorte, Kampf-Choreographien, Verfolgungsjagden, Darstellerleistungen, Dialoge - Terence Young vereint alles auf allerhöchstem Niveau.
Lotte Lenya gibt als androgyn-furchteinflößende Rosa Klebb eine fantastische Bösewichtin und Daniela Bianchi ist als naiv-süße Tatiana Romanova eine absolute Augenweide.
Höhepunkt der turbulenten Handlung ist sicherlich die packend inszenierte Zugfahrt im Orient-Express mit einem wunderbaren Dialog zwischen Bond und Handlanger Grant:
"That must have been a pretty sick collection of minds to dream up a plan like that." (...)
"My orders are to kill you and deliver the Lektor. How I do it is my business. It'll be slow and painful."
Text: Le Samourai
Goldfinger (1964, Dir: Guy Hamilton)
"My name is Pussy Galore." - "I must be dreaming."
Hands down, GOLDFINGER ist und bleibt ohne Zweifel der beste Beitrag der Reihe und stilisierte die Bondfilme endgültig zu einem eigenen Genre. Dank der relativ kurzen Spielzeit von knapp zwei Stunden ist die Spannung konstant hoch, die Erzählung beispiellos ökonomisch. Connery als unbestritten bester 007-Darsteller ist auf dem Höhepunkt seiner Bond-Karriere, liefert seine überzeugendste, charmanteste, witzigste und schlagfertigste Performance ab und überzeugt sogar my alltime favourite Bondgirl Pussy Galore innerhalb kürzester Zeit beim Stelldichein im Heuhaufen, die sexuelle Seite zu wechseln.
Desweiteren verkörpert Gert Fröbe als Auric Goldfinger den für mich besten Bösewicht der Reihe, samt meinem Lieblingshelfer Oddjob mit todbringendem Hut.
Alles, was das Bonduniversum ausmacht, kommt hier zusammen: Geschüttelte Martinis, tolle Drehorte und Filmsets von Ken Adam, kuriose Tötungsmethoden (unvergessen: die goldüberzogene Shirley Eaton und die Laserstrahl-Folterbank), Shirley Basseys Titelsong (ebenfalls der beste der Reihe!), Q's Gadgets, der wunderschöne Aston Martin DB5 samt obligatorischer Extras und die vielleicht unterhaltsamste Golfpartie der Filmgeschichte.
Text: Le Samourai
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On Her Majesty's Secret Service (1969, Dir: Peter R. Hunt)
"This never happened to the other fella."
ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE ist das filmgewordene Bond'sche Paradoxon. Der unbeholfenste, unerfahrenste, einzig nicht-britische und wenn man es so sagen kann auch "schlechteste" Darsteller der Reihe sorgt für einen absolut sicheren Platz in meiner persönlichen 007-Top 3.
Hier ist nichts wie sonst. Bond will kündigen, Bond verliebt sich und Bond handelt im Showdown nicht im Auftrag ihrer Majestät sondern aus Liebe zu seiner zukünftigen Ehefrau. Die Szenen in den Schweizer Alpen sind atemberaubend, die Action ist nahezu perfekt choreographiert, fotografiert und montiert, John Barrys Soundtrack und Louis Armstrongs Titeltrack wunderschön. Das Ende ist das beste der gesamten Reihe und zeigt den saufenden, vögelnden, charmant-zynischen Chauvinisten James Bond endlich mal von einer anderen Seite: Gefühlvoll und verletzbar. Gänsehautmoment.
Text: Le Samourai
The Man with the Golden Gun (1974, Dir: Guy Hamilton)
Der nächste kolossal unterbewertete Moore-Bond - für mich einer der besten der gesamten Reihe. THE MAN WITH THE GOLDEN GUN ist ein von Grund auf total verrückt-querer Psychedelic-Eastern mit Orson-Welles-Gedächtnis-Spiegelkabinett, dem tollsten Autostunt der Bondgeschichte, wunderschönen Drehorten, einem unglaublich guten Christopher Lee als Öko-Bösewicht und zwei meiner absoluten Lieblingsbondgirls: Maud Adams (sexy) und Britt Ekland (hinreißend süß und tolpatschig).
Nach wie vor höchst unterhaltsam und eine gelungene Abwechslung vom üblichen Weltretten-Alltag.
Text: Le Samourai
Moonraker (1979, Dir: Lewis Gilbert)
Also für den selbst von 007-Fans oft gescholtenen MOONRAKER muss ja echt mal ne Lanze gebrochen werden, denn er hat wirklich alles, was einen guten Bond ausmacht: Eine grandiose Eröffnung, Shirley Bassey in Hochform, einen wunderbar größenwahnsinnigen Bösewicht, der eine willkommene Abwechslung zum sonst üblichen Kalten-Krieg-Szenario darstellt, mit Holly Goodhead eines der Top-5-Bondgirls ever, tonnenweise verrückte Gadgets, traumhafte Drehorte (Venedig, Rio de Janeiro, Urwald) und am Ende sogar noch höchst vergnügsamen Weltraum-Trash.
"Take me 'round the world one more time."
Ich liebe diesen Film.
Text: Le Samourai
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For your eyes only (1981, Dir: John Glen)
Was für eine verdammte Perle!
Auf meiner abermaligen Rückwärtsreise durch die James Bond Geschichte mittlerweile bei FOR YOUR EYES ONLY angelangt, musste ich soeben feststellen, dass dieser ohne Zweifel einer der stärksten Beiträge der Reihe ist. Hier stimmt alles. Perfekt getimte Action, ein ernster, gereifter Roger Moore, tolle Schauplätze, Unterwasser- und Schneechoreographien, ein hinreißend rachsüchtiges Bondgirl (Carole Bouquet) und ein verdammt schöner Titelsong, der einen in eine seltsam nostalgisch-melancholische Stimmung versetzt.
Text: Le Samourai
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Freitag, 16. November 2012
The House of the Devil (2009, Dir: Ti West)
Endlich! Endlich mal wieder ein Horrorfilm anno 1990+, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Endlich besitzt mal ein Genreliebhaber die Eier, seinen Film nicht zu überinszenieren, kaputt zu schneiden und mit nervigem Gebräse zu überladen. Writer, Director und Cutter in Personalunion Ti West serviert mit THE HOUSE OF THE DEVIL eine wunderbar stilsichere, stimmungsvolle und detailverliebte Hommage an die Glanzlichter des Genres der 70er und 80er und löst sich erst in den letzten 10 Minuten von diesem Credo, um im gleichsam unerwarteten wie beinharten Finale volle Kanne auf die Kacke zu hauen. Beeindruckend.
Für mich die Auferstehung eines schon länger abgeschriebenen Genres, die mit minimalistischem filmischen Aufwand größtmögliche Wirkung erzielt: Nervenzerfetzende Spannung und absolutes Grauen bis zum bitteren Ende.
Text: Le Samourai
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We need to talk about Kevin (2011, Dir: Lynne Ramsay)
Bärenstarkes Horror-Familiendrama mit einer unglaublich guten Tilda Swinton in der vielleicht besten Rolle ihrer Karriere. In ebenso eindringlichen, ruhigen, wie gewaltigen Bildern seziert Regisseurin Lynne Ramsay die Mutter-Sohn-Beziehung von Eva (Swinton) und Kevin (Jasper Newell als Kind, Ezra Miller als Teenager - beide grandios spielend), die seit der Geburt von Unterkühltheit, Ablehnung, Ignoranz und Psychoterror geprägt ist. Virtuos montiert zeigt das Drama Schlüsselszenen aus Geburt, Kleinkindalter und Teenagerzeit und steuert unausweichlich auf die Katastrophe zu: Noch vor seinem 16. Geburtstag offenbart Kevin seinen soziopathischen Charakter in einem furchtbaren Amoklauf an seiner Schule. Parallel dazu werden die Folgen der Tat und Evas grausames Leben danach gezeigt: Eine Mutter, vor Schuldgefühlen, Trauer und täglichem Terror durch die Nachbarschaft nahezu unfähig zu leben.
Eine eindrucksvolle Independent-Produktion, die ihr schwieriges Thema hervorragend behandelt und noch lange nachwirkt.
Text: Le Samourai
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Frankenweenie (2012, Dir: Tim Burton)
Tim Burton findet mit FRANKENWEENIE endlich wieder zu alter Stärke zurück und präsentiert einen wunderschön animierten, für Kinder eigentlich etwas zu düsteren Gruselspaß, der auf seinem gleichnamigen Kurzfilmmeisterstück von 1984 beruht und eine wirklich gekonnte Parodie auf Mary Shelley's Frankenstein darstellt.
Beeindruckend detailverliebt haucht er seinen teils herrlich bizarren, teils zuckersüßen Puppen Leben ein und schafft einen in sich geschlossenen, Burton-typischen Mikrokosmos aus Außenseiterfiguren in einer märchenhaft-morbiden Welt.
Danny Elfmans Score passt ein weiteres mal hervorragend zur Stimmung und den schwarzweißen Bildern, und Sängerin Karen O präsentiert mit "Strange Love" einen tollen Abspannsong.
Obwohl mir der Showdown eine kleine Spur zu lange geht und vielleicht etwas zu viel des Guten ist (SPOILER - Godzilla, Gremlins und Co...), liefert Burton mit FRANKENWEENIE seinen besten Film seit SWEENEY TODD ab und beweist, dass er nach wie vor der unumstrittene Meister morbider Märchen ist.
Text: Le Samourai
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Dienstag, 30. Oktober 2012
Letyat zhuravli (1957, Dir: Michail Kalatosow)
Michail Kalatosows Meisterwerk CRANES ARE FLYING (dt. Titel "Wenn die Kraniche ziehen") von 1957 steht für die Wiederauferstehung des russischen Kinos nach Stalins Tod 1953 und wird als wichtiger Beitrag zur sogenannten "Tauwetter-Periode" gezählt, der von Chruschtschow vorangetriebenen Entstalinisierung von Film, Kunst und Literatur.
Erzählt wird die Geschichte eines jungen russischen Liebespaares zur Zeit des deutsch-sowjetischen Krieges 1941. Er (Alexei Batalow) meldet sich freiwillig und muss an die Front, sie (Tatjana Samoilowa) bleibt in Moskau zurück, tieftraurig und zunehmend verstört von der Ungewissheit über Boris' Wohlbefinden. Speziell Samoilowas Schauspiel ist herausragend, ihre Verkörperung der gebrochenen Weronika absolut intensiv, glaubwürdig und unvergesslich.
Was den Film letztenendes zu einem zeitlosen Meisterwerk macht, ist die durchweg atemberaubende Kameraarbeit von Kalatosows "Stammkameramann" Sergei Urussewski. Wunderbar komponierte Kranfahrten und Plansequenzen wechseln sich ab mit intensiven Handkamerapassagen, die einen mitten ins schreckliche Geschehen versetzen.
Einer der eindringlichsten und ehrlichsten Antikriegsfilme aller Zeiten.
Text: Le Samourai
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