Freitag, 16. November 2012

The House of the Devil (2009, Dir: Ti West)


Endlich! Endlich mal wieder ein Horrorfilm anno 1990+, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Endlich besitzt mal ein Genreliebhaber die Eier, seinen Film nicht zu überinszenieren, kaputt zu schneiden und mit nervigem Gebräse zu überladen. Writer, Director und Cutter in Personalunion Ti West serviert mit THE HOUSE OF THE DEVIL eine wunderbar stilsichere, stimmungsvolle und detailverliebte Hommage an die Glanzlichter des Genres der 70er und 80er und löst sich erst in den letzten 10 Minuten von diesem Credo, um im gleichsam unerwarteten wie beinharten Finale volle Kanne auf die Kacke zu hauen. Beeindruckend. 
Für mich die Auferstehung eines schon länger abgeschriebenen Genres, die mit minimalistischem filmischen Aufwand größtmögliche Wirkung erzielt: Nervenzerfetzende Spannung und absolutes Grauen bis zum bitteren Ende.

Text: Le Samourai

We need to talk about Kevin (2011, Dir: Lynne Ramsay)


Bärenstarkes Horror-Familiendrama mit einer unglaublich guten Tilda Swinton in der vielleicht besten Rolle ihrer Karriere. In ebenso eindringlichen, ruhigen, wie gewaltigen Bildern seziert Regisseurin Lynne Ramsay die Mutter-Sohn-Beziehung von Eva (Swinton) und Kevin (Jasper Newell als Kind, Ezra Miller als Teenager - beide grandios spielend), die seit der Geburt von Unterkühltheit, Ablehnung, Ignoranz und Psychoterror geprägt ist. Virtuos montiert zeigt das Drama Schlüsselszenen aus Geburt, Kleinkindalter und Teenagerzeit und steuert unausweichlich auf die Katastrophe zu: Noch vor seinem 16. Geburtstag offenbart Kevin seinen soziopathischen Charakter in einem furchtbaren Amoklauf an seiner Schule. Parallel dazu werden die Folgen der Tat und Evas grausames Leben danach gezeigt: Eine Mutter, vor Schuldgefühlen, Trauer und täglichem Terror durch die Nachbarschaft nahezu unfähig zu leben. 
Eine eindrucksvolle Independent-Produktion, die ihr schwieriges Thema hervorragend behandelt und noch lange nachwirkt. 

Text: Le Samourai

Frankenweenie (2012, Dir: Tim Burton)


Tim Burton findet mit FRANKENWEENIE endlich wieder zu alter Stärke zurück und präsentiert einen wunderschön animierten, für Kinder eigentlich etwas zu düsteren Gruselspaß, der auf seinem gleichnamigen Kurzfilmmeisterstück von 1984 beruht und eine wirklich gekonnte Parodie auf Mary Shelley's Frankenstein darstellt. 
Beeindruckend detailverliebt haucht er seinen teils herrlich bizarren, teils zuckersüßen Puppen Leben ein und schafft einen in sich geschlossenen, Burton-typischen Mikrokosmos aus Außenseiterfiguren in einer märchenhaft-morbiden Welt. 
Danny Elfmans Score passt ein weiteres mal hervorragend zur Stimmung und den schwarzweißen Bildern, und Sängerin Karen O präsentiert mit "Strange Love" einen tollen Abspannsong. 
Obwohl mir der Showdown eine kleine Spur zu lange geht und vielleicht etwas zu viel des Guten ist (SPOILER - Godzilla, Gremlins und Co...), liefert Burton mit FRANKENWEENIE seinen besten Film seit SWEENEY TODD ab und beweist, dass er nach wie vor der unumstrittene Meister morbider Märchen ist.

Text: Le Samourai