Montag, 17. September 2012

This Ain't California (2012, Dir: Marten Persiel)


"Hä, das war doch jetzt nicht echt!?", sagt die Pummelfee im Kino zu ihrer Freundin, während sie sich krachend zwei weitere Pringles in den Mund schiebt und sich desinteressiert Partypics auf ihrem Handy anschaut (eine traurige, wahre Geschichte).
Tja, war es das? Doku? Fiktion? Mockumentary? Googelt man nach einer Lösung, streiten sich die einschlägigen Blätter darum, wer denn jetzt mehr "Wahrheit aufdeckt". Ich kürze das Ganze mal ab und sage: es ist sowas von scheißegal.
THIS AIN'T CALIFORNIA ist ein Film. Soviel steht mal fest. Und er erzählt eine Geschichte. Eine Geschichte über Freundschaft, Kindheit, Jugend, Sozialismus, vieles mehr und natürlich übers Skateboardfahren. Im Mittelpunkt steht Denis: Chaot, Rebell und Anführer einer Skaterclique in Ostberlin und... mehr will ich gar nicht sagen. Alles weitere, was man hier über den "Plot" zum besten gibt, bringt keinem was. Die, die den Film gesehen haben, wissen es sowieso und die, die ihn noch sehen wollen, werden gespoilert.
Ich kann nur sagen, dass man sich diesen Film unbedingt anschauen sollte. Ein Film, der nicht mit der großen Ideologiekritik um die Ecke kommt, sondern die politischen Umstände an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit in der Welt durch die Augen derer filtert, die zufällig dabei waren und... einfach nur skaten wollten.
Ob diejenigen jetzt tatsächlich dabei waren, ob sie überhaupt existierten oder nur exemplarisch stehen für Personen, die so oder so ähnlich lebten, ist nicht das worum es geht. Wen interessieren verschwimmende Grenzen von Wahrheit und Fiktion, wenn sie technisch und erzählerisch so perfekt verschwimmen, dass auf der Leinwand ein Zeitgeist, ein ganzes Lebensgefühl entsteht, das sich auch noch so dermaßen authentisch anfühlt? Mich zumindest interessiert es nicht. Es beeindruckt mich.
THIS AIN'T CALIFORNIA ist mehr als ein atemberaubend montierter, mit tollem Soundtrack unterlegter und anrührender Film über Freundschaft und Freiheit - er ist vielleicht einer der besten Filme über die DDR überhaupt.
Ob die Pummelfee das auch so sieht, weiß ich nicht. Aber sie hat ja ihre Pringles. Und so verlassen wir beide glücklich das Kino.
Text: Gordon Cole

Singin' in the Rain (1952, Dir: Stanley Donen & Gene Kelly)


"Singin' in the Rain" (der deutsche Titel ist relativ dämlich) - DER Musicalklassiker schlechthin. Und das vollkommen zu Recht. 
Selten wurden die Höhen und Tiefen des Showbiz derart leichtfüßig und unbeschwert dargestellt wie hier - in wunderschön strahlenden Technicolorbildern. Die Choreographien und das Timing der Tanz- und Gesangseinlagen sind einmalig - es ist eine 100 Minuten lang anhaltende Freude, Gene Kelly, Donald O'Connor und Debby Reynolds bei der Arbeit zu bewundern. Die von den dreien ausgehende positive Energie ist unglaublich. 
Wer braucht Jean Dujardin, wenn es Gene Kelly gibt?

Text: Le Samourai

Zabriskie Point (1970, Dir: Michelangelo Antonioni)


Pure Kinomagie: Antonioni inszeniert Hippie-Liebe mitten in der Wüste zur wunderbaren Gitarrenmusik von Jerry Garcia (Grateful Dead) --> http://www.youtube.com/watch?v=z_FNn8LEDnQ 
Ansonsten wird kräftig über Revolution philosophiert und diskutiert, ein Flugzeug gestohlen, bunt angemalt und wieder zurückgebracht, sowie im apokalyptischen Finale Konsumgüter in Zeitlupe zu Pink Floyd in die Luft gesprengt. 
Michelangelo Antonioni schuf mit dieser einzigartigen Hommage an die 68er-Bewegung ein weiteres höchst beeindruckendes Stück Kino und wird für mich immer mehr zum faszinierendsten, bildästhetisch wichtigsten italienischen Regisseur überhaupt.

Text: Le Samourai

Diabolik (1968, Dir: Mario Bava)


Eine Comicverfilmung von Gothic-Horror- und Giallo-Legende Mario Bava? Klingt komisch, ist aber so. Und zwar eine äußerst einzigartige. Over the Top-60s-Psychedelic-Inszenierung, die sogar die alten Bondfilme relativ alt aussehen lässt, dank einem aberwitzigen Plot, toller Besetzung (John Phillip "Pygar" Law als Held und Schurke in einem, einer bezaubernden Marisa Mell, Michel Piccoli und Adolfo "Largo" Celi) und einem traumhaft-swingenden Score von Maestro Morricone. 
Eine 60s-Style-Perle sondergleichen und Bavas unterhaltsamster Film.

Text: Le Samourai

High Noon (1952, Dir: Fred Zinnemann)


„Do Not Forsake Me, Oh My Darling“ 
Ein über alle Zweifel erhabenes, stilbildendes, formvollendetes und absolut zeitloses Meisterwerk mit grandioser Mise-en-scène und legendärem Showdown. Gary Cooper und Grace Kelly sind zum niederknien. 
Mit Sicherheit einer der besten Western aller Zeiten.

Text: Le Samourai

The Avengers (2012, Dir: Joss Whedon)


Normalerweise mache ich ja um Hollywood-Popcorn-Blockbuster einen großen Bogen, und Comicverfilmungen reizen mich an sich auch nicht so sonderlich. Irgendwie hat mich dann heute aber doch die Neugier gepackt, zumal ich den ersten "Iron Man" sehr sehenswert fand. Und was soll ich sagen? FUCKING AWESOME! Zweieinhalb Stunden perfekt inszenierte Unterhaltung, keine absolute No-Brainer-Story, grandiose Fights, tolle Spezialeffekte, der wahnwitzigste Cast seit "Pulp Fiction" und Charaktere mit ansatzweise Profil, "Charakter" und Konfliktverhalten. So und nicht anders sieht der perfekte Blockbuster aus! 
Die beste Comicverfilmung, die ich jemals gesehen habe.

Text: Le Samourai

Werckmeister harmóniák (2001, Dir: Béla Tarr)


Eines ist klar: Béla Tarr versteht sein Handwerk gut. Inszenatorisch ist "Werckmeister harmóniák" über jeden Zweifel erhaben, die 39 Einstellungen sind wunderbar komponiert und von den sechs (?) Kameramännern wirklich beeindruckend festgehalten. Die spärlich eingesetzte Musik von Mihály Vig ist ebenfalls toll und passt hervorragend zur melancholisch-apokalyptischen Stimmung. Doch was nutzt mir das alles, wenn vom Gesehen keinerlei Emotion ausgeht, wenn mich nicht die Bohne interessiert was dort passiert, wenn ich mich in letzter Konsequenz fast zweieinhalb Stunden langweile? Überaus unglücklich ist auch die Entscheidung, ausgerechnet die drei Hauptrollen mit deutschen Schauspielern zu besetzen, sodass diese ungarisch nachsynchronisiert werden mussten und die dadurch nicht vorhandene Lippensynchronität absolut befremdlich und störend wirkt. 
Ein beeindruckender Film, der mich jedoch weitestgehend kalt gelassen hat und für mich nicht das Meisterwerk darstellt, zu welchem er teilweise hochgejazzt wird.

Text: Le Samourai