Dienstag, 12. Juni 2012

The Red Shoes (1948, Dir: Michael Powell & Emeric Pressburger)


Berauschendes Fest für Augen und Ohren der beiden britischen Leinwandmagier Michael Powell und Emeric Pressburger. Kamera und Schnitt sind wahrlich meisterhaft, die Technicolorbilder traumhaft schön. Kaum zu glauben, dass dieser Film 1948 entstanden ist. 
Die 20minütige Tanzsequenz ist mit Sicherheit das Eindrucksvollste, was das Genre jemals hervorgebracht hat. 

Text: Le Samourai

Freitag, 8. Juni 2012

L'Armée des ombres (1969, Dir: Jean-Pierre Melville)


Ein auf den ersten Blick thematisch ungewöhnlicher Film in Melvilles von Gangster-Noirs dominierten Jahrhundert-Filmographie - auf den zweiten Blick jedoch sein wohl persönlichstes und neben LE SAMOURAI bestes Werk. 
In umwerfenden düster-grau-blauen Eastmancolor-Bildern verarbeitet er nüchtern, inszenatorisch klinisch-sachlich und absolut unpathetisch seine Erfahrungen als aktiver Résistance-Angehöriger zur Zeit der Nazibesetzung Frankreichs. 
Schauspielerisch bis in die kleinste Rolle hervorragend und dank Melvilles herausragend intensiver Regie nervenzerfetzend spannend. Absolutes Meisterwerk.

Text: Le Samourai

Mittwoch, 6. Juni 2012

Sullivan's Travels (1941, Dir: Preston Sturges)


Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass dies mein erster Sturges war. Was für ein Film! 
Großartiges Drehbuch, großartige Dialoge und eine Veronica Lake zum Verlieben. 
Zeitloses, brillantes, intelligentes Hollywood-Autorenkino at its best. Selten balanciert eine Geschichte so genial zwischen leichtfüßiger Slapstick-Komödie und sarkastisch-zynischem Drama. 
Brillant auch die Huldigung der Coens an Preston Sturges, welche in O BROTHER, WHERE ART THOU? nicht nur den imaginären Filmtitel aus SULLIVAN'S TRAVELS benutzten, sondern auch storytechnisch marginale Ähnlichkeiten einbauten, diese jedoch in einen völlig neuen Kontext setzten. 
„There's a lot to be said for making people laugh! Did you know that's all some people have? It isn't much, but it's better than nothing in this cockeyed caravan!“

Text: Le Samourai

The Great Dictator (1940, Dir: Charles Chaplin)


Das alles überragende Werk des größten Komikers der Filmgeschichte. 
Die legendäre Schlussansprache, die vielleicht humanistischsten fünf Minuten der Filmgeschichte - entstanden 1940! 
Die erste Rede, die vielleicht lustigsten fünf Minuten der Filmgeschichte (http://www.youtube.com/watch?v=Z4UhJpviVYg). 
Der Tanz mit dem Globus, die vielleicht faszinierendste Szene der Filmgeschichte (http://www.youtube.com/watch?v=IJOuoyoMhj8). 
Vor Chaplins Talent kann man sich nur ehrfurchtsvoll verneigen. Damals, heute, in 100 Jahren. 

Text: Le Samourai

Stranger Than Fiction (2006, Dir: Marc Forster)



"You don't like cookies? What's wrong with you??"
So einiges ist nicht ganz richtig mit Steuerprüfer Harold Crick, was daran liegen könnte, dass er die real existierende Hauptfigur im entstehenden Roman einer Schriftstellerin mit Schreibblockade ist.
Marc Forster gelingt mit "Stranger Than Fiction" eine sehr schön ausbalancierte Tragikomödie. Zach Helms Drehbuch liefert die titelgebenden schrägen Elemente. Vor allem die einfallsreichen Dialoge stecken voll feinem Humor, der nie zum Selbstzweck verkommt. Ebenso bietet Harolds ereignisloses Leben traurige und wahrhaftige Momente, die die ewige Frage aufwerfen, wie man sein Leben leben will und ob man dafür über seinen Schatten zu springen vermag.
Anmerkung: Will Ferrell kann richtig schauspielern! Ausnahmsweise mal nicht in einer Blödelkomödie zu sehen, muss er sich vor hochkarätigen Nebendarstellern wie Dustin Hoffman und Emma Thompson wirklich nicht verstecken.
Writer's Block und der selbstzerstörerische Kampf der Autors, Konformität und Freiheit, Schicksal und die existenziellen Fragen des Lebens, Verantwortung und Absurdität der Unterhaltungsbranche - viele Parallelen zu Werken wie "Adaptation" werden offensichtlich. Auch wenn "Stranger Than Fiction" dabei nicht die Vielschichtigkeit und Komplexität eines Charlie Kaufman erreicht und am Ende moderatere Hollywood-Töne anschlägt, so ist der Film doch in sich stimmig und vollauf gelungen.
Auf der anderen Seite ist ja wiederum gerade das Ende - und da geben sich "Adaptation" und "Stranger Than Fiction" die Hand - ein ironischer Kommentar zu den Erwartungshaltungen von uns selbst, die man nie alle gleichermaßen zufriedenstellen kann (was auch die Bewertungen hier wieder zeigen) :)
... zum Abspann gibts dann sogar noch Maxïmo Park. Für mich eine richtig runde Sache!
Text: Gordon Cole

Berlin: Die Sinfonie der Großstadt (1927, Dir: Walter Ruttmann)


In "Berlin: Die Sinfonie der Großstadt" nimmt uns der Regisseur Walther Ruttmann mit auf eine 1-stündige experimentelle Reise durch einen Tag im Berlin der 20er Jahre. 
Menschen, Tiere, Züge, Gebäude, Technik und Industrie - die mannigfaltigen Eindrücke des Berlins im Wirtschaftsaufschwung, untermalt von Edmund Meisels Klaviermusik, verschmelzen zu einem audiovisuellen Meisterwerk. Und das aus dem Jahre 1927! 
Gleich zu Beginn kann man Schnittfrequenzen und Tempowechsel bestaunen, die es mit modernen Musikvideos aufnehmen könnten (nur dass sie nicht so nervig sind). Kombiniert mit unzähligen innovativen Kameraeinstellungen und -fahrten wird der Film wirklich zu einem kaleidoskopartigen Trip. Das Berlin der goldenen 20er in all seinen Facetten, die Stadt als lebendiger Organismus. 
Zeitgeschichte, Berlingeschichte, Filmgeschichte. "Berlin: Die Sinfonie der Großstadt" - als Deutschland das visionärste Filmland der Welt und Berlin seine Hauptstadt war.

Text: Gordon Cole