Samstag, 31. März 2012

Mary and Max (2009, Dir: Adam Elliot)


Was für ein unglaublicher Film. 
Regisseur Adam Elliot zaubert ein außerordentlich einfühlsames, tiefgründig-existenzielles, gleichzeitig zutiefst trauriges und herzerwärmend schönes Meisterwerk auf die Leinwand, welches in seinem (Animationsfilm-) Genre mit Sicherheit einzigartig ist, aber auch generell im "Ranking" der besten Tragikomödien aller Zeiten einen der vorderen Plätze einnimmt. 
Es ist wirklich unfassbar, wie in 90 Minuten derartige Emotionen geschaffen und ausgelöst werden können - allein mit Hilfe von klassischer Knetfigur-Stop Motion, einem fantastischen Soundtrack, einer herzergreifenden Geschichte und herausragenden Sprechern (u.a. Barry Humphries, Bethany Whitmore, Philip Seymour Hoffman, Eric Bana). 
Derartigen Tiefgang habe ich zuvor bei keinem "gewöhnlichen" Animationsfilm gesehen und gewiss auch nicht beim (trotzdem beachtlichen) Pixar-Output. Derartige Emotionen habe ich bei den wenigsten "richtigen" Filmen mit echten Schauspielern erlebt. Eine unglaubliche Leistung. 
Wer diesen Film nicht mag, hat kein Herz.

Text: Le Samourai

Uomini si nasce poliziotti si muore (1976, Dir: Ruggero Deodato)


Poliziotteschi begleitet zumeist der Vorbehalt, dass man sie nicht zu ernst nehmen kann. Auch die "Eiskalten Typen auf heißen Öfen" sind hier keine Ausnahme. Verdächtige werden ohne weiteres gefoltert, unbewaffnete Kriminelle kurzum niedergeschossen. Viel mehr ist es zumeist das virtuose und zugleich überspitzte Spiel der Autoren mit dem Archetypus des hartgesottenen Polizisten, dass das Genre interessant macht. 
In diesem Fall erhebt Deodatos erstklassiges Handwerk den Film zu einem der Vorzeigeexemplare dieser Gattung.

Text: FredFuchs

Chi l'ha vista morire? (1972, Dir: Aldo Lado)


Ein weiterer großartiger Giallo von Altmeister Aldo Lado, wenngleich auch nicht ganz so gut wie sein herausragendes, fast alle Gialli in den Schatten stellendes Debütmeisterwerk "Malastrana". Lado setzt Venedig ebenso grandios in Szene wie Prag in "Malastrana", der Cast um "James Bond" George Lazenby, Giallo-Muse Anita Strindberg und Bond-Bösewicht Adolfo Celi glänzt durch die Bank und Ennio Morricones (alb-)traumhafter Score mit Kinderchor trägt sein übriges zur toll bedrohlichen Stimmung bei. Lediglich das Drehbuch weist geringfügige Schwächen auf, lahmt gelegentlich etwas und ist nicht ganz so brillant wie Ernesto Gastaldis Script zu "Malastrana". Meckern auf hohem Niveau, denn "Chi l'ha vista morire?" ist definitiv ein bedeutender Meilenstein dieses tollen Genres und sollte Pflichtprogramm für alle Freunde desselbigen sein.
Text: Le Samourai
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"Who saw her die?" unterstreicht hervorragend viele Vorzüge des Genres Giallo und ist gleichzeitig für ein breiteres Publikum ohne Schwierigkeiten zugänglich. Bis in die geringfügigste, wunderbar exzentrische Nebenrolle hervorragend besetzt. Ein in allen Belangen umwerfend stilsicheres Kleinod. 
Text: FredFuchs

Yang chi (1974, Dir: Ernst Hofbauer, Chih-Hung Kuei)


Entstanden als Koproduktion zwischen Rapid Film München (verantwortlich für einen Großteil des berüchtigten Aufklärungsprogramms in den 70ern aka Schulmädchen-Report etc...) und den Shaw Brothers Studios. Ein irrer Sexploitation/ Kung-Fu Genre-Hybrid, vollkommen politisch inkorrekt und mit ziemlicher Sicherheit einer der obskursten Auswüchse der Filmgeschichte (dt. Titel "Karate, Küsse, blonde Katzen").
Text: FredFuchs

Un posto ideale per uccidere (1971, Dir: Umberto Lenzi)


Mehr charaktergetriebener Thriller (dt. Titel "Deadly Trap") als bluttriefender Giallo von Institution Lenzi, der sich auch ausserhalb der typischen Konventionen des 70er Italo-Genrekinos inszenatorisch tadellos bewegt. 
Ein spannendes, leidenschaftlich subversives Stück Film, welches den Anti-Establishment-Zeitgeist der Generation wunderbar einfängt.

Text: FredFuchs

A Personal Journey with Martin Scorsese Through American Movies (1995, Dir: Martin Scorsese)


Hut ab, Marty! Vier Stunden äußerst kurzweilige, hochinteressante, (zum Glück) subjektive amerikanische Filmgeschichte vom Maestro des "New Hollywood" himself. 
Tonnenweise tolle Filmausschnitte (Werke von Griffith, Murnau, DeMille, Wilder, Tourneur, Fuller, Ray, Sturges, Kubrick, Hitchcock, Kazan und vielen vielen anderen) kommentiert Scorsese dermaßen eloquent und interessant, dass die vier Stunden wirklich wie im Flug vergehen und selbst eingefleischte Cineasten definitiv noch einiges vom Meister lernen können. Hinzu kommen seltene Interviews aus dem Archiv von u.a. Capra, Coppola, Eastwood, Ford, Fuller, Hawks, Lang, Lucas, Penn, Sirk, Welles, Wilder - hochinteressantes Material, welches man sonst wohl auch nie zu Gesicht bekommen hätte. 
Pflichtprogramm für jeden Filmfan. 

Text: Le Samourai

Dienstag, 13. März 2012

The Player (1992, Dir: Robert Altman)


THE PLAYER ist eine ideensprühende und technisch grandiose Hommage an das Kino und funktioniert gleichzeitig als präzise und böse Hollywoodsatire. 
Ein Film, der sich mit einer inszenatorischen Leichtigkeit zwischen verschiedensten Genres bewegt, wie sie wohl nur Regisseure des Kalibers Altman hinbekommen. Meisterwerke der Filmgeschichte werden zitiert, um diese dann aufs Korn zu nehmen und abermals zu zitieren. Das Hollywood-Studiosystem wird von der Putzfrau bis zum Chief Executive karikiert, überragend alleine die Plansequenz am Anfang des Films. Im Bildvorder- und Hintergrund und auch dazwischen geben sich Hollywoodstars des letzten Jahrhunderts die Klinke in die Hand und parodieren sich - gewollt oder nicht - selbst. Und sollten sie sich und ihre Szenen vielleicht doch zu ernst nehmen, wartet einer im Hintergrund und hat schon wieder etwas anderes vor: Robert Altman. 
THE PLAYER ist ein Fest für alle, die Filme lieben und theoretisch sogar für alle, die sie nicht lieben. Und da mir jetzt kein brillantes Ende dieses Textes einfällt, sage ich einfach: "Traffic was a bitch" :)

Text: Gordon Cole

4 Months, 3 Weeks & 2 Days (2007, Dir: Cristian Mungiu)


In "4 luni, 3 săptămâni și 2 zile" führt uns Regisseur Cristian Mungiu das Schicksal zweier junger Frauen im Rumänien der Ceaușescu-Diktatur vor Augen. 
Mehr will ich nicht sagen, da man den Film erstens unvoreingenommen sehen sollte und zweitens der reine Inhalt weniger wichtig ist als das beklemmende Gefühl, das der Film auszulösen vermag. 
Zwischen Überwachung, Ignoranz und Willkür, denen die Frauen ausgesetzt sind, ist es das beklemmende Gefühl der Ohnmacht, das den Film auszeichnet. Die kalten Bilder des wirtschaftlich kaputten Rumäniens der 80er Jahre komplettieren eine trostlose und fast klaustrophobische Atmosphäre. Unerträglich lange Einstellungen, aus denen man als Zuschauer genauso wenig rauskommt wie die Protagonistin(nen), lassen einen die allgegenwärtigen Machtlosigkeiten gnadenlos nachempfinden. Ein tolles Beispiel für einen Film, bei dem die formale Gestaltung Konzept ist und den Inhalt bestmöglich transportiert. 
Eine Geschichtsstunde, sichtbar und vor allem spürbar gemacht anhand eines von tausenden alltäglichen Schicksalen. European Cinema at it's best.

Text: Gordon Cole

Samstag, 10. März 2012

Take Shelter (2011, Dir: Jeff Nichols)


Mir fehlen so ein wenig die Worte, um dieses einzigartige, ungeheuer kraftvolle Meisterstück von Jeff Nichols treffend zu beschreiben. Ein nahezu perfektes Mystery-Drama, fantastisch inszeniert, ruhig, erhaben, trotzdem ungeheuer spannend und wirkungsvoll. Auf die Geschichte will ich gar nicht groß eingehen, die soll jeder für sich selbst erleben. Michael Shannon und Jessica Chastain sind absolut großartig zusammen, meistern ihre mehr als schwierigen und komplexen Rollen wirklich fantastisch. Wo waren hier bitte die Oscar-Nominierungen? Ein Film, der in VIELEN Kategorien den Preis verdient gehabt hätte. 
Tolle Symbiose aus Geschichte, Inszenierung und Wirkung, kraftvolles Kino wie es besser eigentlich kaum geht. Ganz klar eines der absoluten Highlights 2011.
Text: Le Samourai

Mittwoch, 7. März 2012

Blindness (2008, Dir: Fernando Meirelles)


Hoffnungslos unterbewertete Endzeit-Vision von Fernando Meirelles, die für mich sogar seine beste Regiearbeit bis dato darstellt. Irgendwo zwischen THE ROAD, 28 DAYS LATER und CHILDREN OF MEN, irgendwie dann aber doch ganz anders und einzigartig. 
Die Besetzung ist erste Sahne. Neben Julianne Moore, Mark Ruffalo, Danny Glover und Gael Garcia Bernal glänzen aber auch die unbekannteren, ebenfalls schwer zu spielenden Nebenrollen durch die Bank. 
Am eindrucksvollsten ist sicherlich die extrem stilsichere, bedächtige Inszenierung. Meirelles' Stammkameramann César Charlone (ebenfalls für die tollen Bilder in CITY OF GOD und THE CONSTANT GARDENER verantwortlich) leistet hervorragende Arbeit und kreiert durch seine entsättigten, grobkörnigen High-key-Bilder einen fantastisch stimmungsvollen Look, der eindrucksvoll im letzten Drittel des Filmes in der namenlosen, total verwahrlosten Stadt gipfelt. 

Text: Le Samourai

The Guard (2011, Dir: John Michael McDonagh)


Rabenschwarzes, kleines aber sehr feines Spielfilmdebüt des Iren John Michael McDonagh, Bruder des Brügge-Regisseurs Martin McDonagh. Dessen Klasse erreicht THE GUARD zwar zu keiner Zeit, trotzdem ist sein Erstling mehr als sehenswert und größtenteils überaus gelungen. Das lakonische Erzählen obskurer Gangster-Komödien scheint in der Familie zu liegen. Wie auch IN BRUGES ist der geniale Brendan Gleeson mit am Start, hier jedoch (zum Glück) als Hauptakteur. Die Rolle des latent rassistischen, pessimistischen, vorzeige-irischen Streifenpolizisten ist ihm auf den Leib geschrieben und letztendlich ausschlaggebend für das Funktionieren des Filmes. Don Cheadle als FBI-Agent im Außendienst kann ebenfalls voll überzeugen und bildet mit Gleeson eines der außergewöhnlichsten Duos der jüngsten Kinogeschichte. Die Story an sich kann man natürlich getrost vergessen, die herrlich schwarzen Dialoge der beiden sind jedoch ein absoluter Genuss. 
THE GUARD muss man selbstverständlich im O-Ton sehen, ich möchte gar nicht wissen, was die hierzulande aus dem überragenden Irisch, dem ich wirklich stundenlang zuhören könnte, gemacht haben.

Text: Le Samourai