Dienstag, 17. Januar 2012

Tinker Tailor Soldier Spy (2011, Dir: Tomas Alfredson)


Mein Kinojahr 2012 beginnt - zugegebenermaßen erwartungsgemäß - mit dem ersten absoluten Highlight; dem zweiten Werk des Ausnahmefilmemachers Tomas Alfredson. 
Mit TINKER TAILOR SOLDIER SPY ist ihm eine herausragende Adaption von John le Carrés Agentenklassiker gelungen, ein fesselndes Ensemblestück ohne nennenswerten Schwächen. Angesiedelt zu Zeiten des Kalten Krieges 1972 in London stehen jedoch keine politischen Details oder Aufarbeitung geschichtlicher Ereignisse im Vordergrund, sondern die Menschen an sich, die hinter den Kulissen für die drahtseilartige Balance aus Eskalation und Deeskalation verantwortlich waren. Alfredsons Charakterzeichnungen sind feinfühlig, subtil, tiefgehend und vollkommen überzeugend von Firth, Hardy, Hurt, Jones und allen voran Oldman auf die Leinwand gebracht. Speziell Gary Oldman verkörpert Carrés Figur George Smiley mit absoluter Präzision und Perfektion. 
Alfredsons Inszenierung ist - wie auch schon in seinem Debütwerk "Let The Right One In" - zurückhaltend präzise, ruhig, absolut stilsicher; die wunderbaren sepia-braunen Cinemascopebilder von Hoyte Van Hoytema fantastisch authentisch. Besonders erwähnenswert ist auf jeden Fall der tolle, äußerst stimmige Score von Almodóvars Stammkomponist Alberto Iglesias. 
Alfredson ist ein weiteres feinfühliges Meisterwerk gelungen, ein komplexer, ungeschönter Blick auf ein dunkles, aber auch hochinteressantes Kapitel europäischer Außenpolitik.

Text: Le Samourai

The Pianist (2002, Dir: Roman Polanski)


Eindringlich. Eindrucksvoll. Kompromisslos. 
Polanskis meisterhaft inszenierter, wunderbar fotografierter und von Brody am Rande der Perfektion gespielter PIANIST ist für mich der "beste" Film über den Holocaust. 
Irgendwie typisch Academy, dass sein moralisch einseitiger, vieles Negative ausklammernde "Konkurrent" SCHINDLER'S LIST mit Oscars zugeschüttet wurde, wohingegen - aus welchen absurden Gründen auch immer - sich DER PIANIST dem vergleichsweise absolut belanglosen und verkitschten CHICAGO geschlagen geben musste. 
Passend zur Thematik empfehle ich weiterhin Alain Resnais' erschütterndes Werk NIGHT AND FOG.

Text: Le Samourai

Bitter Moon (1992, Dir: Roman Polanski)


Komplett unterbewertetes Meisterstück von Roman Polanski um Obsession, Macht, Leidenschaft und Beziehungskonventionen. Hochspannend, hypnotisierend, faszinierend, abgründig, bitterböse. Peter Coyotes Performance ist herausragend, Emmanuelle Seigners (Polanskis Ehefrau, auch in "Frantic" und "The Ninth Gate" zu sehen) betörend. 
Polanskis Inszenierung übt einen immer stärker werdenden Sog aus, dem es unmöglich ist, zu entkommen. Wie schon in "Frantic" zeigt er Paris von seiner magischen, aber auch furchteinflössenden Seite. 
Ein toller Film und ganz sicher einer von Polanskis unterschätztesten.

Text: Le Samourai

Hanna (2011, Dir: Joe Wright)


Vor allem das erste Drittel macht richtig Spaß bei HANNA. Die eigentliche Geschichte, die danach folgt, ist nett anzuschauen, verkommt aber mit andauernder Spieldauer immer mehr zum Standard-Action-Werk. Trotzdem ist der Film mehr als das übliche Popcorn-Kino, was zum einen an der grandiosen technischen Umsetzung (tolle Montage und Bilder) und zum anderen an den herausragenden Hauptdarstellern liegt. Die 16-jährige Saoirse Ronan beweist mit der Verkörperung der verletzlich-verwirrten Killer-Maschine Hanna großes Talent und harmoniert traumwandlerisch gut mit Zieh-Vater Eric Bana. Genau betrachtet ist es diese leicht distanzierte aber unglaublich liebevolle Beziehung zwischen den Beiden, die im Mittelpunkt des Films steht und uns bis zum Ende mitfiebern lässt. 
Als Gegenspielerin hat sich Wright die Dienste von Cate Blanchet gesichert, was sich als kluger Schachzug herausgestellt hat. Blanchet verkörpert die emotionslose Karrierefrau Marissa Wiegler mit stoischer Ruhe und treibt den Zuschauer mit ihrer dezenten Boshaftigkeit schnell auf die Seite Hannas, die durch ihre kompromisslosen Morde auch nicht über alle moralischen Zweifel erhaben ist. Aber immer wieder blitzt in ihr eine kindliche Verletzlichkeit auf, die Hanna einfach liebenswert macht. 
Das letzte Drittel verkommt dann zwar ein wenig zur einfallslosen Verfolgungsjagd, weiß aber trotzdem vor allem durch die außergewöhnliche Auswahl der Drehorte (z.B. der verwunschene Spreepark Berlins) zu überzeugen. Beim inhaltlichen Höhepunkt und der Antwort auf die Frage: Wer ist Hanna? ist Autor Seth Lochhead leider kein kreativer Kniff gelungen, das kann man nicht anders sagen. 
Für mich ist HANNA trotzdem ein sehr sehenswerter Film, der es schafft auf dem schmalen Grad zwischen inhaltlichem Anspruch und Mainstream-Kino gekonnt zu wandeln ohne abzustürzen.

Text: andyewest88

Ball Of Fire (1941, Dir: Howard Hawks)


Howard Hawks' "Ball of Fire" (deutscher Titel [Achtung, kein Witz]: "Die merkwürdige Zähmung der Gangsterbraut Sugarpuss") ist das, was man als klassische Screwball-Komödie bezeichnen kann. Eine Gruppe von acht kauzigen Wissenschaftlern, darunter der Literaturprofessor Bertram Potts (Gary Cooper), wohnen gemeinsam in einer Villa und arbeiten an der ultimativen Enzyklopädie, die alles Wissen der Menschheit vereinen soll. Beim Versuch, in Sachen Slang und Straßenjargon einiges aufzuarbeiten, trifft Potts auf die Barsängerin und Gangstergeliebte Sugarpuss O'Shea (Barbara Stanwyck). Diese muss vor der Polizei flüchten und zieht kurzerhand in die Villa der Gelehrten. Potts und O'Shea verlieben sich (oder auch nicht), die Gangster treten auf den Plan, das Chaos nimmt seinen Lauf usw... mit einem Wort: Screwball. 
Der Film ist wie viele dieser Art eigentlich eher oberflächlich, im dramatischen Sinne von "die Figuren machen keine sichtbare tiefgreifende Entwicklung durch". Er funktioniert aber trotzdem hervorragend und fesselt durch die klug gebaute Handlung, die locker-leicht voran schreitet und einen blendend unterhält. Die Gags zünden, die Figuren sind sympathisch, sogar die standesgemäße Romantik ist auf den Punkt. Man merkt, dass die Filmemacher die Welt und die Figuren, die sie kreieren, wirklich lieben und ernst nehmen. Seien es die Gelehrten, die mal "raus ins Leben" müssen oder die Lebeleute, die ihre Vorurteile oder sogar Gefühle überdenken. Vielleicht ist der gezeigte Klamauk auch deshalb einfach witzig und eben nicht - wie in einem Großteil der zeitgenössischen Romantic Comedy - eher peinlich und dumm.

Text: Gordon Cole

Gone in 60 Seconds (1974, Dir: H.B. Halicki)


Eines der fantastischsten Independent-Unterfangen aller Zeiten. Halicki übernimmt Regie, Produktion, Vertrieb, Hauptrolle und Stuntszenen. 
Minimaler Plot, unterdurchschnittliches Schauspiel, charmant mieses Dubbing, aber gefühlte 100 Totalschäden (und um ihr Leben rennende Statisten) in einer unerreicht brillanten Verfolgungsjagd - die wundervollste Budget-Allokation aller Zeiten. Das purste aller Carsploitation Features! 

Text: FredFuchs

Donnerstag, 12. Januar 2012

Angst essen Seele auf (1974, Dir: Rainer Werner Fassbinder)


Rainer Werner Fassbinders "Angst essen Seele auf" erzählt die ungewöhnliche Liebesgeschichte der älteren Dame Emmi (Brigitte Mira) und dem deutlich jüngeren Marokkaner Ali (El Hedi ben Salem). 
Inspiriert von Douglas Sirks "All That Heaven Allows" verlegt Fassbinder die Geschichte ins Deutschland der 1970er Jahre, in dem es Unterschiede in Alter und besonders Nationalität der Liebenden sind, die bei der Umwelt auf Intoleranz und Zynismus stoßen. 
Nach dem großen Vorbild von Sirks Melodramen kommt der Bildsprache auch bei "Angst essen Seele auf" eine entscheidende Bedeutung zu. Ist die Mise-en-Scène bei Sirk jedoch bis ins Detail komponierter Ausdruck überbordender Leidenschaften, bestechen die Bilder von Kameramann Jürgen Jürges durch Reduktion. Die asketische Kamera bleibt dezent im Hintergrund und lenkt den Fokus somit stets auf die Geschichte dieses ungleichen Paares, das seine Liebe inmitten der Engstirnigkeit seiner Mitmenschen zu bewahren versucht. 
Fassbinder beobachtet das zwischen(un)menschliche Verhalten der Spießer treffend und überzogen, fast schon satirisch. Daraus entsteht eine teils absurd wirkende Präzision der Dialoge. Alis Aussprache, aus der auch der zentrale Satz und Titel des Films hervorgeht, wirkt aus heutiger Sicht wie die sprachhistorische Parodie von gebrochenem Ausländerdeutsch. All das ist natürlich mehr als komischer Selbstzweck, erwächst aus dieser Sprachgestaltung doch eine figurenbezogene Einfachheit: im Falle der Mitmenschen einfach dumm; im Falle Alis einfach ehrlich. 
Was den Film herausragend macht, ist, dass er nicht nur als böse und entlarvende Gesellschaftssatire funktioniert, sondern als Liebesdrama ebenso bewegt. In ihrer Aufrichtigkeit zueinander und ihrer rührenden Allianz gegen den Rest der Welt fungieren Emmi und Ali als strahlendes Exemplar für den Glauben an die Liebe und den Mut, sich über Konventionen hinweg zu setzen. 
So ergeben kleine Gesten in zurückhaltenden Bildkompositionen am Ende einen großen Film. Mit seinem ungewöhnlichen Inszenierungsstil, seiner ästhetischen Schlichtheit und emotionalen Direktheit gehört "Angst essen Seele auf" zum Stärksten, was das Deutsche Kino in den 70er Jahren und bis heute hervorgebracht hat.

Text: Gordon Cole


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ANGST ESSEN SEELE AUF - der wohl tollste Titel der deutschen Filmgeschichte. Der tollste Film allerdings bei Weitem nicht. 
Fassbinders Absichten sind sicherlich nachvollziehbar und respektabel; die stimmige, trostlose Inszenierung mag sogar über weiteste Strecken zu überzeugen und rettet den Film vor der Bedeutungslosigkeit, täuscht aber nicht über sein größtes Problem hinweg: das Drehbuch. Zum Abwinken klischeebeladen, weltfremd und schlicht hölzern. Jeder einzelne Charakter ist übertrieben, zu eindeutig, nicht ambivalent genug. Der Großteil der Dialoge ist unfassbar hölzern und von einem relativ talentfreien Ensemble (mit Ausnahme von Brigitte Mira) unüberzeugend vorgetragen, sodass ich leider des Öfteren das Gefühl hatte, in einem Laientheater einer deutschen Kleinstadt zu sitzen. Höhepunkt dessen ist die Zusammenkunft im Wohnzimmer mit den beiden Söhnen und der Tochter ("Jetzt musst du vergessen, dass du Kinder hast! ich will mit einer Hure nichts mehr zu tun haben!"). Total daneben. 
Das Prädikat "sehenswert" hat der Film alleine der stilsicheren Inszenierung Fassbinders zu verdanken, dessen beobachtende, ruhige Kamera mir sicherlich am stärksten in Erinnerung bleiben wird. 

Text: Le Samourai

Montag, 9. Januar 2012

Le Fantôme de la liberté (1974, Dir: Luis Bunuel)


Luis im Wunderland. Der größte Surrealist der Filmgeschichte zieht in seinem vorletzten Werk noch einmal alle Register seines Könnens, wirft sämtliche filmischen und erzählerischen Konventionen über Bord und serviert uns einen absurden Stream of Consciousness, der einmal mehr auf einzigartige, höchst groteske Weise die gesellschaftlichen Konventionen entlarvt und die (scheinbare) Freiheit der Bourgeoisie in Frage stellt. Höchst unterhaltsam!
Text: Le Samourai

Sonntag, 8. Januar 2012

Brief Encounter (1945, Dir: David Lean)


Ein herzzerreißend schöner, zugleich tieftrauriger Liebesfilm und mit Sicherheit einer der besten seines Genres. Lange vor seiner imposanten "Epos-Phase" drehte David Lean dieses formvollendete Drama über eine verbotene, zum Scheitern verurteilte Liebe voller Sehnsucht und Traurigkeit. Eindringliche Close Ups von Augen, Gesichtern, Regungen kombiniert er mit Motiven des Film Noir, die besonders in den kontrastreichen, von harten Schatten und Nebel geprägten Bahnhofsszenen deutlich werden. Das Spiel der beiden Protagonisten (Celia Johnson und Trevor Howard) ist hervorragend, besonders Johnsons' tieftraurige Augen sind faszinierend und besitzen eine zeitlose Magie. Leans Entscheidung, die Geschichte in einer Rückblende aus Lauras Sicht zu erzählen, ist grandios. Wenn man sich gegen Ende des Filmes wieder in der Ausgangssituation befindet, sieht man die Szene mit komplett anderen Augen und ist auf einmal voller Mitgefühl für die beiden Leidenden. 
BRIEF ENCOUNTER ist ein zeitloses Meisterwerk.

Text: Le Samourai

Dienstag, 3. Januar 2012

Una sull'altra (1969, Dir: Lucio Fulci)


Was für ein Film! Ich dachte eigentlich, mit "Sette Note in Nero" sowas wie den Höhepunkt von Fulcis Schaffen bereits gesehen zu haben, aber was der Meister hier acht Jahre vor seinem Opus Magnum abgeliefert hat, steht diesem in nichts nach. Hier offenbart sich eine komplett andere Seite des famosen Italieners, der ja ansonsten eher für blutrünstige Slasher und vor allem seinen Zombie-Gore-Trash berühmt und berüchtigt ist. 
"Una sull'altra" ist Vieles. Handwerklich und inszenatorisch wirklich hervorragend. Blutarm, dafür spannend, intelligent, kraftvoll. Viel nackte Haut inklusive Striptease-Einlage auf einer goldenen Harley. Pre-Giallo (subtiler Thrill statt Handschuh-Rasiermesser-Morde, aber das Subgenre war ja 1969 auch gerade erst am Entstehen). Whodunnit. Die Exploitation-Variante von Hitchcocks "Vertigo", da es ebenfalls um Doppelgänger-Obsession geht und das Ganze sogar in San Francisco spielt. Jedoch erschafft Fulci seine eigene magische Stadt, ohne Hitchcocks Drehorte und Stimmung zu kopieren. Zu guter Letzt Riz Ortolanis wunderbarer, pulsierender Jazz-Soundtrack, der "Una sull'altra" zu einem absolut stimmigen frühen Giallo und generell zu einem tollen 60s-Thriller macht, der leider viel zu sehr in Vergessenheit geraten ist.

Text: Le Samourai

Sette note in nero (1977, Dir: Lucio Fulci)


Fulcis ungewohnt blut- und hautarmer Thriller SETTE NOTE IN NERO ist ein herausragender Giallo-Beitrag und von den fünf Filmen, die ich bisher von ihm gesehen habe, sein bester. 
Gemächlich beginnend steigert sich die Spannung der ohne Durchhänger erzählten Krimigeschichte kontinuierlich bis ins unermessliche, da der Zuschauer eigentlich nie mehr weiß als die von Visionen geplagte Protagonistin und man - je mehr Details der intelligenten Story aufgedeckt werden - mehr und mehr in den Bann derselbigen gezogen wird. 
Der Soundtrack ist fantastisch und die titelgebenden "sieben Noten" des italienischen Komponisten Vince Tempera - von Tarantino und Rapper RZA in KILL BILL recycelt - brennen sich unauslöschlich ins Gedächtnis ein.

Text: Le Samourai

Showgirls (1995, Dir: Paul Verhoeven)


Sträflich unterbewertet und äußerst missverstanden - irgendwie unverständlich. SHOWGIRLS ist niemals SO schlecht, wie er meist gemacht wird. Verhoevens Blick aufs Showgeschäft, Amerika und den Kapitalismus ist ehrlich, direkt und in sich wunderbar funktionierend. Für mich stellt SHOWGIRLS die Schmuddelvariante von Mankiewicz' unsterblichen Meisterwerk ALL ABOUT EVE dar; statt großem Schauspiel gibt's viel Haut, statt großer Inszenierung gibt's Glamour-Trash vom feinsten; aber Grundstoff und -aussage bleiben die selbe. 
Und Dale Cooper ist halt immer ein Genuss!
Text: Le Samourai

The Day of the Jackal (1973, Dir: Fred Zinnemann)


Konstant hochspannendes Duell zweier (nahezu) perfekt arbeitender Spezialisten. Killer und Cop. Klinisch brillant gespielt. Klinisch präzise, wertfrei inszeniert. Einer der ganz ganz großen Politthriller, der auch dank seines toll eingefangenen 60er-Charmes 40 Jahre später immer noch Freude macht.
Text: Le Samourai

The Ides of March (2011, Dir: George Clooney)


"There is only one thing in this world I value which is loyalty. Without it, you're nothing." 
Clooneys vierte Regiearbeit ist brillant. Seine beste bis dato. Einmal mehr absolut stilsicher und souverän inszeniert er einen wunderbar geschriebenen, intelligent-zynischen Politthriller um Loyalität, Macht und Integrität. Das unfassbare Quartett Clooney, Giamatti, Hoffman und allen voran Gosling spielt grandios, dazu gesellen sich die gut aufgelegten Damen Evan Rachel Wood und Marisa Tomei. Der kleine aber feine Auftritt von "24"-Veteran Gregory Itzin komplettiert das wohl beste Schauspielensemble des Jahres. 
Erwachsenenunterhaltung auf hohem Niveau, ein Film der die Kritikerwelt - absolut zu Recht - sicherlich begeistern wird und ganz klar eines der Kinohighlights 2011. 

Text: Le Samourai

Indagine su un cittadino al di sopra di ogni sospetto (1970, Dir: Elio Petri)


"Indagine su un cittadino al di sopra di ogni sospetto" - Hinter diesem tollen Titel (dt.: "Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger") verbirgt sich ein für meine Begriffe viel zu unbekannter italienischer Thriller aus den Siebzigern, schwarzhumorig, satirisch, grotesk. Regisseur Elio Petri erzählt uns in trockenen Bildern die fast unerträgliche Geschichte eines römischen Polizeichefs, der seiner Geliebten die Kehle durchschneidet nur um zu sehen, ob die Polizei dahinter kommt und ihn für sein Verbrechen bestraft. Trotz zahllosen von ihm hinterlassenen Hinweisen, Indizien und sogar Geständnissen wird nacheinander jeder andere aus dem Bekanntenkreis des Opfers verdächtigt, nur - trotz aller Bemühungen - nicht er selbst... 
Brillant inszeniert und fantastisch gespielt hinterlässt die spannende Satire über Machtmissbrauch und Korruption einen bleibenden, beklemmenden Eindruck. Einmal mehr trägt der große Meister Ennio Morricone einen entscheidenden Teil zur Wirkung des Filmes bei - sein Soundtrack ist absolut großartig. 
Wohl einer der zynischsten Filme aller Zeiten, nach wie vor aktuell, klare Empfehlung!

Text: Le Samourai

SUPER (2010, Dir: James Gunn)


Absurde Indie-Groteske, gewalttätig, anarchisch, auf Konventionen scheißend. 
Der ewige Vergleich mit "Kick-Ass" ist müßig und auch nicht wirklich angebracht, da die beiden Filme abgesehen von ihrer "Superhelden-aufs-Korn-nehmen"-Thematik überhaupt nichts gemeinsam haben. "Kick-Ass" ist zwar auch gegen den gängigen Strich gebürstet und tabubrechend, aber letztendlich doch ein relativ harmloser Hollywood-Crowdpleaser, der es dem Zuschauer einfach macht, ihn zu mögen. "Super" ist bizarr, teilweise abartig brutal, moralisch fragwürdig, die Kamera wackelt, der Trashfaktor ist hoch. Viele Fans wird er nicht finden und ich denke auch nicht, dass er ein großer Box Office Erfolg war. 
Mir persönlich gefällt er jedoch besser als "Kick-Ass", da die Darstellerriege viel mehr Qualität besitzt (Ellen Page ist grandios, "Serial Killer Henry"-Darsteller Michael Rooker ist mal wieder am Start, Kevin Bacon als großartiger Bösewicht, ...), die von ihnen verkörperten Charaktere interessanter sind (stärkerer Hauptdarsteller/ Superheld), mir die anarchische-special interest-Inszenierung sehr viel mehr zusagt und der Film - im Gegensatz zu "Kick-Ass" - zum Nachdenken anregt und einen tiefgründigeren, ernsteren Grundtenor besitzt. 
Wenn man unbedingt einen Vergleich ziehen will: "Super" ist die Erwachsenen-Version von "Kick-Ass", abgründiger, konsequenter, provokanter, brutaler, witziger.

Text: Le Samourai