Dienstag, 6. September 2011

Suspiria (1977, Dir: Dario Argento)


Ein düster-bunte Geisterbahnfahrt, die von Herzen kommt und das Auge erfreut.
Argento schafft es gekonnt, das plakativ-expressionistische mit dem surreal-subtilen zu verbinden. Das Produktionsdesign sieht aus, als hätte sich Salvador Dalí den "Red Room" aus Twin Peaks vorgenommen und liebevoll überarbeitet. Der famose Soundtrack von Goblin sticht stark hervor und hämmert sich unaufhörlich ins Trommelfell.
Hier ist wirklich alles möglich. Es überraschen nicht einmal auf dem Tisch schuhplattlernde Bayern in Lederhosen. Wenn dann auch noch Udo Kier (ist der eigentlich in JEDEM Film dabei?) und Karl May-Darsteller Rudolf Schündler auftreten und sich sogar der deutsche Film kurz im Glanze dieses Kunstwerks sonnen kann, dann hat man wirklich etwas nicht allzu Alltägliches gesehen...

Text: Gordon Cole

Blue Valentine (2010, Dir: Derek Cianfrance)


Ausgezeichnetes Liebesdrama, wohltuend unkitschig, minimalistisch, authentisch und mit genügend Freiraum für die tollen Hauptdarsteller. Wenn Gosling und Williams jeweils einen Oscar gewinnen würden, könnte man sich nicht beschweren. Ersteren hatte ich bislang eher als reinen Schönling wahrgenommen. Da lag ich wohl ziemlich daneben...
Text: Gordon Cole

Inside Job (2010, Dir: Charles Ferguson)


Man weiß eigentlich schon vorher, was einen bei diesem Dokumentarfilm erwartet. Interessant und schockierend ist er trotzdem, dazu noch fabelhaft gefilmt, geschnitten und für uns Laien - nicht zu vereinfacht, aber auch nicht zu schwierig - hübsch aufbereitet. Das, was Ferguson macht und wie er es macht, kann man kaum besser machen.
Neben all der Undurchsichtigkeit der katastrophalen Abläufe sind es am Ende doch immer nur vier entscheidende Buchstaben: G-I-E-R
Anstatt den ganzen Film Investmentbanker & Co (völlig zu Recht) zu entlarven, hätte mir persönlich ein stärkerer gesellschaftlicher Zusammenhang noch besser gefallen. Der Werteverfall zeigt sich bei den Millionären sicherlich am deutlichsten und hat die schlimmsten Auswirkungen - Familie X, die am anderen Ende der Kette steht und unbedingt ein Haus mit Pool braucht, weil der Nachbar auch eins hat, wäre ein weiteres Puzzleteil eines traurigen Gesamtbildes, zu dem "Inside Job" den größten und wichtigsten Teil bereits zusammengebaut hat.

Text: Gordon Cole
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"Why should a financial engineer be paid four times to hundred times more than a real engineer? A real engineer builds bridges, a financial engineer builds dreams. And when those dreams turn out to be nightmares, other people pay for it!"
Wichtiger, unglaublich gut recherchierter und konstruierter Dokumentarfilm über die Weltwirtschaftskrise 2008, deren Ursachen, Ausmaße und Folgen.
Die intelligente, nicht-polemische Version von "Zeitgeist" oder den Werken von Michael Moore.
ABSOLUTES PFLICHTPROGRAMM!
Text: Le Samourai
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"Inside Job" macht da Boden gut, wo bei der "Zeitgeist"-Reihe zu Gunsten von Polemik geschlampt wurde und eröffnet bodenständig aber zielgerichtet einen Einblick in die wahnwitzigen Hergänge des desaströsen Zustandes, indem sich unsere globalisierte Wirtschaft heute befindet. Relativ unmißverständliche Aussagen verschiedenster "Finanzingeneure", die sich zum Teil um Kopf und Kragen reden, reflektieren die Undurchsichtigkeit und den daraus resultierenden Nährboden für Anarchisierung des Finanzsystems sowie die unvermeidlichen negativen Konsequenzen für die Bevölkerung. Der Film entlässt den Zuschauer in eine harte Realität; mehr oder weniger mit der Frage: "What the f...?"
Text: MxMushrooms

Following (1998, Dir: Christopher Nolan)


Eindrucksvolles Regiedebüt des unbestritten hochtalentierten Christopher Nolan, der mit unfassbaren 6.000 Dollar einen intelligenten, atmosphärisch dichten Film Noir-Thriller geschaffen hat - als Writer, Kameramann und Regisseur in Personalunion.
Hier zeigt sich ganz deutlich sein Ausnahmetalent, sein filmisches Gespür, seine Qualitäten als Autor. Leider ging all das in seinem letzten Film INCEPTION etwas verloren, zu Lasten von Hochglanzballerei und dem Prinzip style over substance. Bleibt zu hoffen, dass er sich irgendwann mal wieder auf seine Wurzeln besinnt und ähnlich grandioses wie FOLLOWING oder auch MEMENTO abliefert...

Text: Le Samourai

Manhattan Murder Mystery (1993, Dir: Woody Allen)


Ein fantastischer Woody, und einer der spannendsten! Diesmal begibt er sich auf Hitchcocks Pfade des Murder Mystery und vereint sich (endlich) wieder mit Diane Keaton. Das Mittfünfziger-Ehepaar harmoniert nach wie vor hervorragend und macht einfach verdammt Freude.
Larry: "Do you remember I took you to see "Last year at Marienbad" on our first date?"
Carol: "Yeah, I had to explain it to you for six months."
Larry: "Who knew they were flashbacks?"
Großartig.

Text: Le Samourai