Samstag, 30. Juli 2011

Charlie Wilson's War (2007, Dir: Mike Nichols)


CHARLIE WILSON'S WAR ist ein besonderer Film. Und ein wichtiger. Die intelligenten, sarkastischen Dialoge von Mastermind Aaron Sorkin ("The Social Network"), perfekt vorgetragen von Tom Hanks in seiner für mich besten Rolle und Philip Seymour Hoffman (einmal mehr absolut genial), sowie die erfrischend kurzweilige Inszenierung von Regielegende Mike Nichols sind die Hauptzutaten der Verfilmung der wahren Geschichte über den amerikanischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, welcher eine der größten verdeckten Operationen des CIA iniziierte und die afghanische Mudschahidin mit Waffen und Geld versorgte, um die Greueltaten der Roten Armee in Afghanistan erfolgreich zu beenden.
Ging damals irgendwie an mir, sowie anscheinend auch an den meisten Awards vorbei, denn außer einer Oscarnominierung für Philip Seymour sprang nicht viel heraus.
Hollywoodkino wie es sein sollte - unterhaltsam, witzig UND intelligent -, aber leider in den letzten Jahren immer seltener geworden ist.

Text: Le Samourai

Krótki film o zabijaniu (1988, Dir: Krzysztof Kieslowski)


Ein Film (Engl: "A Short Film About Killing") wie ein radikaler Denkanstoß, visuell wie inhaltlich absolut trostlos und pessimistisch. Bemerkenswert, wie minimalistisch Kieślowski dabei inszeniert. Kein Bild, das man nicht unbedingt braucht, kein überflüssiges Wort, schon gar keine banale Motivsuche. Die wenigen Szene, die überhaupt etwas preisgeben, erhalten dadurch eine enorme Bedeutung; das Gespräch zwischen Häftling und Anwalt im Todestrakt geht tiefer und ist vielsagender als so mancher kompletter Film zu diesem Thema.
Text: Gordon Cole
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Ein depressives, tristes Stück europäische Filmgeschichte. Zugleich aber zutiefst menschlich, ehrlich und äußerst bedeutsam. Der wohl beste Film zum Thema Todesstrafe. Muss man gesehen haben.
Text: Le Samourai

Mittwoch, 27. Juli 2011

La planète sauvage (1973, Dir: René Laloux)


Surreales, fast dadaistisches Underground-Zeichentrick-Kunstwerk mit fantastischem Soundtrack und einer klaren Message: Nur in Frieden können verschiedene Zivilisationen erfolgreich zusammenleben.
Ausgezeichnet mit dem Spezialpreis der Jury in Cannes 1973, heute leider absolut zu Unrecht etwas in Vergessenheit geraten.

Text: Le Samourai

No End in Sight (2007, Dir: Charles Ferguson)


"the knowledge and expertise of military, diplomatic and technical professionals was overridden by the ideological certainty of political loyalists." (A. O. Scott, New York Times, aus seiner Kritik zu NO END IN SIGHT)
Wahnsinnig gut recherchierte, konstruierte und erzählte Geschichtsstunde zum aktuellsten aller schwarzen Kapitel der amerikanischen Geschichte - dem Irakkrieg. Objektiv, intelligent und informativ, da neben einigen direkt beteiligten Soldaten fast ausschließlich ranghohe Mitarbeiter und Berater des Bush-Apparates zu Worte kommen, die in unterschiedlichen Positionen an der Planung und vor allem dem "Post War Plan" involviert waren.
Ein Film, der aufklärt, Zusammenhänge verdeutlicht und einen absolut fassungslos zurücklässt. Trotz der Oscar-Nominierung für den besten Dokumentarfilm leider viel zu unbekannt und wenig beachtet - absolut unverständlich. 

Text: Le Samourai

Montag, 25. Juli 2011

The Night of the Hunter (1955, Dir: Charles Laughton)


Die einzige Regiearbeit des Schauspielers Charles Laughton (unvergesslich als Sir Wilfried in Billy Wilders "Witness for the Prosecution") zeichnet sich durch seine expressionistisch-surreale Inszenierung aus und ist für mich einer der eindrucksvollsten und außergewöhnlichsten Film Noirs aller Zeiten. Robert Mitchum mimt den Wolf im Schafspelz mit beeindruckender Böshaftigkeit und präsentiert uns einen der unvergesslichsten Bösewichte der Filmgeschichte.
Damals - aufgrund der Thematik und Inszenierung - ein Kinoflop, heute Pflichtprogramm für alle Cineasten.

Text: Le Samourai

The Ruling Class (1972, Dir: Peter Medak)


Ein beißender, respektloser Kommentar auf die Anatomie des britischen Klassensystems, durchtränkt von britischem Humor und absurden Musicalnummern.
Anders als im seelenverwandten "Kind Hearts and Coronets" schert sich Peter Medak in "The Ruling Class" weder um filmische Erzählstrukturen, Genregrenzen oder um Realismus und genau diese Freiheiten ermöglichen das feine Schärfen der satirischen Spitzen, die dieser wahnwitzigen Theateradaption ihren Reiz verleihen. Peter O'Toole selbst umschrieb den Film als "comedy with tragic relief" und bietet als Hauptdarsteller in seinen Rollen als Jack Arnold Alexander Tancred Gurney - 14th Earl of Gurney/ Jesus/ Jack the Ripper den perfekten Katalysator für allen regietechnischen Irrsinn.
Text: FredFuchs

Freitag, 1. Juli 2011

The Unbelievable Truth (1989, Dir: Hal Hartley)


Hal Hartley gehört ohne Zweifel zu den wichtigsten Figuren der Renaissance des amerikanischen Independent Films in den 80er und 90er Jahren. Gemeinsam mit Autoren wie Jarmusch, Linklater oder Spike Lee ebnete er den Weg für den dialoglastigen Blick auf die moderne Gesellschaft ohne notgedrungen einem vordergründigen Handlungsstrang zu folgen. Mit einem wiederkehrenden Grundensemble an Schauspielern führt er uns in seinen Filmen durch stark überzeichnete Realitäten immer wieder zwischenmenschliche Absurditäten vor Auge.
Sein erster Spielfilm "The Unbelievable Truth" funktioniert auch gleichzeitig hervorragend als Einstieg in seine Werke. Alle Elemente seines unverkennbaren Stils sind hier bereits deutlich ausgeprägt, gezieltes Over- und Underacting, extrem stilisierte, philosophische Dialoge und bewusst irritierende mise-en-scene führen geschickt eingesetzt zu interessanten Einblicken und denkwürdigen humoristischen Höhepunkten (Die Besessenheit einer seiner Figuren mit einem absolut sterilen Badezimmer in "Trust" ist unvergesslich).
Text: FredFuchs

Prelude: Dog Star Man (1962, Dir: Stan Brakhage)


In einem Bereich wie der Avantgarde, in dem die einzelnen Einträge kaum unterschiedlicher ausfallen könnten, von hoher Genrekunst zu sprechen ist nicht unbedingt vielsagend, aber im Falle von "Dog Star Man" scheint dies noch die passendste Umschreibung.
Der Zyklus, bestehend aus fünf Teilen, beginnt und endet mit der Entstehung des Universums, dazwischen beschäftigt er sich mit der Rolle des Menschen in der Natur. Man sieht Brakhage selbst wie er in der Rolle des Mannes mit der Besteigung eines verschneiten Berges kämpft (eines der seltenen humoristischen Elemente in seinen Filmen) um einen Baum zu fällen. Man sieht seine Familie, Bilder seines Kindes, seiner Frau und Aufnahmen der verschneiten Landschaft. Fliessend abgelöst werden diese mit Kamera gedrehten Szenen durch Zelluloidstrecken die er selbst physisch entfremdet hat; durch von ihm perfektionierte Techniken wie dem Zerkratzen und Bemalen jedes einzelnen Frames erzeugt er Passagen die von ihm als "closed-eye vision" verstanden wurden, die Bilder, die wir vor unseren geschlossenen Augen sehen. Durch staccatohafte Schnitte, Farbfilter und der teils mehrfachen Überlagerung des Materials entsteht eine Synthese der verschiedenen Elemente, ein einzigartiges Schauspiel aus Licht, Formen und Farben aus dem Unterbewusstsein von Stan Brakhage.
Manche Werke distanzieren sich so stark von den Normen mit denen gemeinhin Film als reines Unterhaltungsmedium abgesteckt wird, dass sie leider ausserhalb von Vorstellungen an Universitäten und als Loops in Museen kaum Zuschauer finden, daher lässt sich Brakhages Oeuvre von mehr als 300 Kurzfilmen eine gewisse akademische Exklusivität nicht absprechen. Aufgrund der Abstraktheit der Bilder (auch wenn er selbst mit jedem seiner Frames ganz konkrete Anliegen verband) und ihrer Anordnung, die keiner dimensionalen Logik unterliegt, ist es notwendig seine eigenen, sehr persönlichen Verbindungen zu schaffen, dies macht seine Filme zu den subjektivsten Erfahrungen die die Kunstform hervorgebracht hat.
Text: FredFuchs